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Wochen gegen Rassismus

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Drastische Übergriffe sind in Karlsruhe glücklicherweise nicht an der Tagesordnung. Doch der alltägliche Rassismus, der Menschen, die den Normen nicht entsprechen, etwa auf dem Wohnungs- oder Arbeitsmarkt, aber auch an den Clubtüren und im Bildungsbereich jede Menge Hürden stellt, ist nicht von der Hand zu weisen. Dass Rassismus und Diskriminierung in Karlsruhe in der Regel keine Themen sind, macht es den Betroffenen nur umso schwerer, damit umzugehen.  
 
Seit dem vergangenen Jahr gibt es daher die Wochen gegen Rassismus, die 2014 zwischen den farbenfrohen Umschlagseiten ihres Programmhefts weit über 100 Veranstaltungen auflisten. Vom Fußballturnier über das Rockfestival, Kindertheater und die Yogastunde bis zu Ausstellungen, Podiumsdiskussionen und Vorträgen reicht das wahrlich kunterbunte Programm der Wochen, die sich vom 15. bis 30. März über das gesamte Stadtgebiet erstrecken. Es umfasst auch zahlreiche Workshops wie das vom Verein Stoffwechsel initiierte Training „Bewusst weiß sein“ am 19. und 20. März, das blinden Flecken im Umgang mit Nicht-Weißen aufdecken und Selbstverständlichkeiten im Umgang üben soll. Das gesamte Programm findet sich unter www.wochen-gegen-rassismus-karlsruhe.de. Klappe auf unterhielt sich mit Christoph Rapp, dem Initiator und Organisator der Veranstaltungsreihe im Karlsruher Kulturamt. 
 
Bei der Erstauflage war eigentlich an eine übersichtliche Veranstaltungsreihe gedacht, aber die Bereitschaft zahlreicher Karlsruher Institutionen teilzunehmen ließ das Programm schnell anwachsen. Wie entwickelt sich die Veranstaltungsreihe in diesem Jahr? 
Christoph Rapp: Ich denke, dass das Programm vielleicht noch etwas bunter und vielfältiger wird als im vergangenen Jahr. Damals mussten wir häufig noch begründen und erklären, warum wir die Wochen gegen Rassismus veranstalten wollen, diesmal sind viele Einrichtungen selbständig auf uns zugekommen, weil sie etwas beitragen möchten. Gerade auch dem Gemeinderatsantrag der Grünen zur Nachhaltigkeit der Wochen folgend haben wir etliche Schulprojekte, Theaterangebote, Lesungen und Workshops etwa mit Aussteigern aus der rechten Szene aufgenommen, die sich an junge Menschen richten.  
 
Gibt es angesichts der Fülle an Veranstaltungen thematische Schwerpunkte oder rote Linien im Programm der diesjährigen Wochen? Rapp: Ein Themenschwerpunkt sind der Alltagsrassismus und mögliche Handlungsoptionen dagegen - so die Initiative "SchauHin in Karlsruhe" und der Workshop zu Diskriminierung auf dem Wohnungsmarkt.  
Einige hochkarätige Veranstaltungen thematisieren die Probleme von Schwarzen Menschen in Deutschland.  
So kommt zur Eröffnung am 15. März mit der Journalistin Hadija Haruna ein Vorstandsmitglied der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland ins Karlsruher Rathaus. Am 25. liest der 1925 als jüngstes Kind des Kolonialmigranten Theophilius Wonja Michael aus Kamerun und seiner deutschen Frau Martha in Berlin geborene Theodor Michael in der Stadtbibliothek aus seinem Buch „Deutsch sein und schwarz dazu“, das seine unglaubliche Biografie schildert. Zwei Tage später wird im Literaturmuseum im Prinz-Max-Palais das Buch des Wahlkarlsruhers Ibraimo Alberto vorgestellt, das im April erscheint.  
Auch die zahlreichen Jugendprojekte, der Rechtsradikalismus und das Thema Flüchtlinge und Fluchtursachen ziehen sich durch das Programm. Bemerkenswert finde ich auch, dass sich diesmal in zahlreichen Veranstaltungen Minderheiten mit ihren eigenen Stereotypen auseinandersetzen und sich auf rassistische Verhaltensmuster befragen.  
 
Bereits in der Eröffnungsveranstaltung wird mit einem Video der Karlsruher Künstlerinnen Ana und Anda das aktuelle Thema der Akzeptanz von Homosexualität angesprochen. Wäre es angesichts einer so weiten Themenstellung nicht besser, die Wochen gegen Rassismus etwa in Antidiskriminierungswochen umzubenennen? 
Rapp: Ja es gibt auch Stimmen, die lieber einen positiven Überbegriff wie Wochen für die Vielfalt als Motto sähen. Aber wir wollen uns ganz bewusst in den Kontext der Europäischen Städtekoalition gegen Rassismus der UNESCO (ECCAR) stellen, deren Mitglied wir sind, und mit den in vielen Städten international stattfindenden Wochen gegen Rassismus an einem Strang ziehen. Obwohl es die Karlsruher Wochen gegen Rassismus ja erst seit einem Jahr gibt, wir haben bei den ECCAR-Partnern und beim Interkulturellen Rat dafür sehr gute Resonanz und Anerkennung erhalten und sind mit unserer Veranstaltung bezüglich Umfang, Vielfalt und Qualität schon ganz oben in der Liga.  
 
Welches Ziel streben die Wochen gegen Rassismus an? 
Rapp: Das letzte Ziel ist sicherlich, dass das Paradies ausbricht und die Behandlung des Themas Rassismus und die Wochen unnötig werden. Bis dahin aber gilt es, möglichst viel Bewusstsein zu schaffen und durch intensive Begegnungen Denkanstöße zu vermitteln.