Archiv Ausgabe Juli 2023 Verschiedenes Meldungen

Zur alten Größe zurückfinden

Paul Taube übernimmt die Geschäftsführung des Kulturhaus Osterfeld

Am 1. Juli übernimmt Paul Taube die Geschäftsführung des Kulturhaus Osterfeld in Pforzheim, das in den jüngsten Jahren ins Straucheln gekommen war. Taube, studierter Musiker, hatte von 2001 bis 2017 im Pforzheimer Jugendkulturtreff Kupferdächle gearbeitet und seit 2017 die Kulturhalle Remchingen geleitet. Daneben ist er etwa am Kammertheater auch häufig musikalisch in Erscheinung getreten. Klappe Auf unterhielt sich mit dem vielseitig beschäftigten Kulturarbeiter über seine neuen Herausforderungen. 
 
 
Fiel es schwer, von Remchingen wegzugehen? 
 
Paul Taube: Ja, das ist ein tolles Haus und ein tolles Team, mit dem alles möglich ist. Ich fühle mich in Remchingen nach wie vor sehr wohl. 
 
Warum haben Sie sich dann auf die Pforzheimer Stelle beworben? 
 
Taube: Ich habe in Remchingen viel erreicht und war bereit für mehr Verantwortung. Das Osterfeld ist ein spannendes Haus, und als ich den Ruf gehört habe, musste ich nicht allzu lange überlegen. Ich bin ja mit dem Haus seit 20 Jahren verwachsen und habe die jüngsten Entwicklungen als Vereinsmitglied begleitet. 
 
Nach dem Rückzug der Gründergeneration gab es dort kurz ja noch eine recht stabile Phase, in deren Nachfolge dann offensichtlich das Chaos ausbrach. Haben Sie keine Angst das ja auf verschiedenen Füßen mit unterschiedlichen Interessen basierende Haus in den Griff zu bekommen? 
 
Taube: In der Tat war eine große Strukturveränderung für mich Voraussetzung, die Leitung des Osterfelds zu übernehmen. Es gibt künftig nicht mehr drei Vereine als Träger, sondern nur noch einen Kulturverein, der eine gemeinnützige GmbH gegründet hat, deren Geschäftsführer ich werde. Der Verein will sich in Zukunft aus dem operativen Geschäft der tagesaktuellen Arbeit heraushalten. Soweit die Konstruktion, die wir jetzt natürlich mit Leben füllen müssen. Aber das fühlt sich für mich sehr schlüssig an. Es war ja nicht mehr zeitgemäß, ein solches Haus mit zwei Millionen Umsatz im Jahr und einem 20-köpfigen Mitarbeiterstamm ehrenamtlich zu führen. Das wurde jetzt auf professionelle Beine gestellt. 
 
Welche Herausforderungen sehen Sie auf sich zukommen? 
 
Taube: Wir müssen das Haus wieder groß denken und die Kultur anbieten, die von vielen Menschen erwartet wird. Es macht wenig Sinn, vor leeren Sälen zu spielen. Das Wichtigste für mich ist da die Relevanz, und es gilt Anspruch und Wirklichkeit in Balance zu bringen. Aber da das Programm für das kommende Jahr schon weitgehend steht, werden sich diese Veränderungen vermutlich frühestens Ende 2024 bemerkbar machen. Durch die fünf zurückliegenden Jahre der ständigen Veränderungen gilt es jetzt aber auch, nach innen wieder Stabilität zu finden. Kurzum muss das Osterfeld zur alten Größe zurückfinden. 
 
Inwieweit muss das auch mit einer Verjüngung des Publikums einhergehen? 
 
Taube: Das ist immer eine gerne gestellte Frage, aber die Alterspyramide in Deutschland spricht da eine andere Sprache. Mit einem soziokulturellen Zentrum wie dem Osterfeld muss ich alle Generationen ansprechen und stilistisch für möglichst viele Gruppen etwas anbieten. Dies gelingt freilich nur mit Einbindung der Zielgruppen. Auf diese Weise ist es uns in Remchingen gelungen, ein Heavy Metal und ein Techno-Festival zu etablieren. Man muss das gar nicht selbst machen, es geht eher darum, eine Plattform zu stellen und einen professionellen Rahmen zu bieten. 
 
Seit zwei Jahren verantworten und moderieren Sie auch das Programm der Kulturbühne beim Fest in der Günther-Klotz-Anlage. Welche Akzente wollen Sie hier setzen? 
 
Taube: Die Besonderheit beim Fest ist, dass die Menschen schon da sind, und es nun darum geht, ein Programm zu machen, das sie auch gut finden. Es ist für alle was dabei, es macht Spaß, ist bunt und vielfältig. Ich muss auf mein Programm auch selbst Lust haben. Die Kulturbühne ist aber auch ein Schaufenster der regionalen Kultur. So sind Marotte, Sandkorn, Kammertheater und der Kinder- und Jugendzirkus Maccaroni dabei. Bei überregionalen KünstlerInnen ist auch eine gewisse Überschneidung mit Tollhaus oder Osterfeld durchaus gewünscht, denn die Kurzprogramme sollen Lust auf die Programme in den Häusern machen.  
 
Daneben arbeiten Sie auch noch als Musiker und Komponist an verschiedenen Theatern, zum Beispiel proben sie gerade am Sandkorn als musikalischer Leiter der 80er-Jahre-Revue. 
 
Taube: Ich bin von Hause aus studierter Pianist, und auch wenn sich mein beruflicher Fokus mittlerweile verlagert hat, versuche ich so einen Rest davon zu bewahren. 
 
Wie bekommen Sie das alles unter einen Hut? 
 
Taube: Ich habe keine anderen Hobbies und bin sehr froh darüber, dass ich eine Arbeit machen kann, in der ich mich persönlich wiederfinde. Dass jetzt gerade alles etwas kulminiert, war so nicht vorhersehbar.