Archiv Ausgabe Dezember 2005 Verschiedenes Meldungen

Private Jobvermittlung ist harte Arbeit

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Um 6 Uhr beginnt der Tag im Stall. 
 

Füttern, misten, und die gemischte Gesellschaft bewegen: das glupschäugige Pony, den betagten Araber und einen Haflinger, ein Faultier. Cap kommt gleich mit auf seine Kosten, der neunjährige Hütehund, aber der ist eigentlich den ganzen Tag dabei - und der geht bei Ariane Durian mitunter lange. Denn die gebürtige Karlsruherin führt nicht nur ihr eigenes Unternehmen, Connect Personalservice Zeitarbeit, sie gehört auch dem Bundesvorstand des Interessenverbandes Deutscher Zeitarbeitsunternehmen an. Ariane Durian saß am Verhandlungstisch der großen Tarifkommission und erarbeitete mit dem DGB eine Vereinbarung für die Vergütung von Zeitarbeitskräften – die die Zukunft der Branche sicherte. Klappe auf sprach mit der Unternehmerin, die in der elften Klasse zunächst alles hinwarf und am Anfang ihrer Lehre entschied: Du wirst dein eigener Chef. 
 
Frau Durian, zu Beginn der Lehre beschließen Sie, ihr eigener Chef zu werden, und das machen Sie dann einfach so´  
 
Durian: Wenn ich einmal etwas anfange, ziehe ich das durch. Geht nicht, das gibt es bei mir nicht. Ich bin Skorpion. Und mein Vater war schon selbständig. Ich kannte das eigentlich, bei uns hieß es immer, wenn du dir was leisten willst, musst du dafür arbeiten. Heute beschäftige ich in Spitzenzeiten bis zu 200 Zeitarbeitskräfte im kaufmännischen und technischen Bereich, davon in Karlsruhe allein circa 100 Mitarbeiter. Zwölf interne Mitarbeiter unterstützen mich und die Filialen in Stuttgart, Baden-Baden und Walldorf dabei. 
 
In der elften Klasse war das offensichtlich noch nicht so ganz bei Ihnen angekommen, mit der Arbeit... 
 
Durian: Damals habe ich die Schule nicht abgeschlossen und erst einmal eine kaufmännische Lehre angefangen. In der ersten Woche der Ausbildung war mir klar, das kann’s nicht sein und beschloss, du gehst wieder auf die Schule und studierst. Die Lehre habe ich durchgezogen und viel dabei gelernt. 
 
Man nehme eine kaufmännische Ausbildung, sattle ein Betriebswirtschaftstudium mit Schwerpunkt Personalführung drauf, gründe ein Unternehmen und der Laden läuft...´ 
 
Durian: Ich habe vor, während und nach dem Studium Berufserfahrung gesammelt. Ich war im Personalmanagement und habe als Vertriebsassistentin am Telefon gearbeitet. Beim Arbeitsamt habe ich für den psychologischen Dienst Gutachten getippt. Das war spannend und lehrreich. Diese Kombination von Kaufmännischem plus Psychologie war eine perfekte Geschichte. Bei einer Werbeagentur habe ich dann noch erlebt, wie die Herren innerhalb eines halben Jahres die Firma in den Sand gesetzt haben.  
 
Apropos Herren. Unter ihren zwölf `internen´ Mitarbeitern, die den Pool ihrer Zeitmitarbeiter managen, finden sich nur zwei Männer... 
 
Durian: Wir haben intern keine guten Erfahrungen mit Männern gemacht. Manchmal fehlt hier die Fähigkeit zum Multi-Tasking. Wenn ein Kunde anruft, braucht er sofort Unterstützung. Mehrere Projekte laufen gleichzeitig, sie müssen also vernetzt denken. Männer tun sich da schwer. Außerdem lernen die Kolleginnen viel voneinander, weil sie sehr eng zusammen arbeiten. 
 
Sie haben mit Ihrem internen Mitarbeiterstamm rund 3000 Personen in Unternehmen vermittelt, seit Sie sich vor 15 Jahren selbständig gemacht haben. Wie geht das´ 
 
Durian: Wir fragen sehr genau nach bei den Kunden. Welche Qualifikation braucht zum Beispiel der Sachbearbeiter, um welches Produkt geht es, gibt es direkten Kundenkontakt. Wir bekommen ein Gespür dafür, wie das Unternehmen tickt. Nehmen sie die Baubranche bei der der Ton oft rauh, aber herzlich ist. Da ruft ein Chef über 300 Meter hinweg: Müller, Kaffee. Das muss der Mitarbeiter ertragen. Wir begleiten die Mitarbeiter in das Unternehmen, gegebenenfalls kann er zurücktreten, wenn er merkt, das funktioniert nicht. Oft ist es entscheidend, dass die Chemie stimmt. Das zeigt sich meist in den ersten zwei, drei Minuten. 
 
 
Wie sieht’s mit dem Nutzen für Fachkräfte und Unternehmer aus´ 
 
Durian: Die Unternehmer sind wesentlich flexibler. Connect ist so eine Art Personalreserve. Wir können schnell Auftragsspitzen auffangen und finden passgenaues Personal. Dadurch sind die Unternehmen wettbewerbsfähig. Wie gut wir arbeiten, zeigt sich unter anderem an den 63 Prozent unserer Zeitmitarbeiter, die von Firmen abgeworben und in ein festes Arbeitsverhältnis übernommen werden. Wir übernehmen für Unternehmen neben Zeitarbeit auch das Personalmanagement und vermitteln Arbeitskräfte direkt in eine Festanstellung. Mit 80 Prozent unserer Kunden arbeiten wir seit mehreren Jahren zusammen. 
 
Und Ihre Zeitmitarbeiter´ 
 
Durian: Wir motivieren und übertragen ihnen Verantwortung, was ganz wichtig ist. Wir vertrauen unseren Mitarbeitern und sie verlassen sich auf uns. In der Regel ist er bei uns fest angestellt. Er muss offen und auch ein bisschen mutig sein. Wer 10 oder 15 Jahre im selben Betrieb und an derselben Stelle gearbeitet hat, tut sich eher schwer. Sie werden nach Zeitarbeits-Tarif bezahlt. Das kann gerade für Berufsanfänger bedeuten, dass sie, je nach Branche, besser als Festangestellte im Unternehmen bezahlt werden, gerade im öffentlichen Dienst oder der Telekommunikation. In der Automobilbranche oder Elektroindustrie sieht das wieder anders aus. Wir vergüten Leistung und nicht Berufserfahrung oder Zugehörigkeit zum Unternehmen. 
 
Die Zentrale in Karlsruhe, drei Filialen und Sie kandidieren noch für den Verbandsvorstand...  
 
Durian: Da war einmal der Gedanke, jeden Tag einen guten Job machen, das reicht nicht. Man muss sich auch außerhalb des eigenen Unternehmens engagieren. Dann stand die neue Gesetzgebung für Zeitarbeit ins Haus. Es gab eine zeitliche Befristung für den Einsatz in Betrieben. Die sollte fallen und die Mitarbeiter aber wie zu Lohn – und Arbeitsbedingungen eines Festangestellten im Betrieb bezahlt werden. Damit wäre Zeitarbeitsunternehmen die Arbeitsgrundlage entzogen worden.  
 
 
Als Mitglied der Kommission haben Sie den Tarifvertrag ausgehandelt... mit Männern´  
 
Durian: Ich war damals die einzige Frau in der Kommission, aber ich war vorbereitet. Ich bin sehr hart aufgetreten. Ich wollte nicht freundlich rüberkommen, damit erst gar keiner versucht, mir das Wasser abzugraben. Ich hatte es mir schwieriger vorgestellt. 
 
Unternehmen, Filialgründung, Verband, braucht man da noch Pferde im Stall zum putzen, misten und füttern´ 
 
Durian: Zwei Pferde habe ich mir schon während des Studiums finanziert. Ohne Pferde, das kann ich mir nicht vorstellen, obwohl das eine ein kleines hässliches altes glupschäugiges Pony ist, das eigentlich nur über den Winter bei mir stehen sollte. Das ist jetzt vier Jahre her. Der Haflinger ist rund und faul. Mein Araber ist 21 Jahre alt, normalerweise sehr fit, aber im Moment krank. Mit ihm habe ich wunderbare Wanderritte über vier fünf Tage gemacht. Manchmal möchte ich morgens lieber länger schlafen. Aber Araber, das ist eigentlich mein Leben, Pferde, die leicht verrückt und manchmal unbeherrscht sind. 
 
Interview: lütt  
> Connect Personalservice - Moltkestr. 63-65, 76133 Karlsruhe - (0721) 98582-0