Städte gegen Rassismus
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Seit 2007 ist Karlsruhe Mitglied der von der UNESCO ins Leben gerufenen Europäischen Städtekoalition gegen Rassismus (ECCAR). Die Leiterin des Kulturamtes Susanne Asche und Kulturbürochefin Elke Sieber vertreten Karlsruhe im Lenkungsgremium von ECCAR, das seinen Mitgliedern einen 10-Punkte-Plan verordnet hat, der unter dem Stichwort „Bekämpfung von Rassismus und Diskriminierung durch Bildung und Erziehung“ auch öffentliche Veranstaltungsreihen und Fortbildungen vorsieht. Asches Mitarbeiter Christoph Rapp, persönlich seit Jahren vielfältig in der Menschenrechtsarbeit engagiert, nahm sich der Aufgabe an und organisierte kurzerhand die ersten Karlsruher Wochen gegen Rassismus, zu der eine Vielzahl von Veranstaltern ihren Teil beitragen. „Am Anfang war ich zurückhaltend und hatte den Ehrgeiz, keine zwei Veranstaltung an einem Tag zuzulassen. Aber als hätten die Leute nur darauf gewartet, kamen von allen Seiten die Vorschläge“, berichtet Christoph Rapp, der mit seinen Mitstreitern, darunter Aliz Müller vom Migrationsbeirat und Dankwart von Loeper vom Menschenrechtszentrum, vom
8. bis 24. März 2013ein pralles Programm zusammenstellte.
Dass Rassismus und Rechtsextremismus in Deutschland kein Randphänomen der Gesellschaft, sondern auch in ihrer Mitte verbreitet sind, belegt die aktuelle, Ende 2012 herausgekommene Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung „Die Mitte im Umbruch. Rechtsextreme Einstellungen in Deutschland“, die am 12. im Karlsruher Tollhaus von ihrem Herausgeber Ralf Melzer vorgestellt wird. Sie belegt, dass chauvinistische und ausländerfeindliche Auffassungen bei einem Fünftel, beziehungsweise Viertel der Bevölkerung anzutreffen sind. Davor schützt auch der Hintergrund als Migrant keineswegs; so finden sich antidemokratische Einstellungen und die höchste Antisemitismusrate bei Mitbürgern ohne deutschen Pass.
„Wir haben hier sicherlich nicht einen wirklichen Brennpunkt“, meint Christoph Rapp zur Situation in Karlsruhe. „Aber jeder Mensch hat blinde Flecken und Vorurteile. Da geht es eher um den banalen Alltagsrassismus. Zum Beispiel die Frage, wie es auf junge, farbige Fußballspieler wirkt, wenn im Training regelmäßig das Spiel `Wer hat Angst vom Schwarzen Mann´ auf dem Programm steht.“
Handfesten Rassismus an der eigenen Haut erlebte hingegen der seit 2011 mit seiner Familie in Karlsruhe lebende
Ibraimo Alberto, dessen Geschichte bundesweit durch die Medien ging. Der aus dem schwarzafrikanischen Mosambik stammende Mann kam Mitte der 80er Jahre in der Überzeugung, dass man mit Fleiß, Freude und Respekt alles erreichen kann, was man sich wünscht, in die DDR, begann eine Ausbildung als Fleischer und wurde als Boxer entdeckt und von einer brandenburgischen Kleinstadt umworben. Hier boxte er bald in der Bundesliga, gründete eine Familie und engagierte sich ehrenamtlich als Ausländerbeauftragter. Obwohl er durch Sport und Ehrenamt viele Freunde hatte, war er vor rassistischen Anpöbelungen nicht gefeit. Polizeiliche Anzeigen verliefen im Sande. Als 2011 sein 17-jähriger Sohn auf dem Fußballfeld verbal massiv angegriffen wurde, ohne dass ihm ein Zuschauender zur Seite gesprungen wäre, griff Alberto ein, so dass die Beschimpfungen eskalierten. Wenig später suchte der Ausländerbeauftragte von Schwedt eine neue Heimat, die er in Karlsruhe fand. „Wie Tag und Nacht“ sei der Unterschied, bekannte Ibraimo Alberto ungläubig bald nach der Übersiedelung, „ich bin in einen Bus eingestiegen und der Fahrer war schwarz“. Ob die Fächerstadt, die sich ihrer Weltoffenheit rühmt und betont, dass jeder vierte Einwohner einen Migrationshintergrund habe, für den mittlerweile beim KSC boxenden Mann auch heute noch die "fantastische Multikultistadt" ist, als die er sie kennenlernte, kann man innerhalb der Wochen gegen Rassismus im persönlichen Gespräch mit Ibraimo Alberto am 17. ab 18 Uhr im Radio Oriente erfahren. > 8. bis 24.3., Wochen gegen Rassismus Karlsruhe, verschiedene Zeiten und Orte, Programm und Infos unter www.wochen-gegen-rassismus-karlsruhe.de und im Ende Februar erscheinenden Programmheft