Archiv Ausgabe Februar 2006 Verschiedenes Filme

München

 
Heitere Spiele sollten es sein, die Olympischen Spiele in München 1972, und das waren sie auch eine Woche lang. Doch dann nahmen palästinensische Terroristen elf israelische Sportler im Olympiadorf als Geiseln und die Heiterkeit war vorbei. Wie die Sache ausging, ist bekannt. Bei einer dilettantischen Befreiungsaktion der Münchener Polizei, die auf diesen Fall gar nicht vorbereitet war, starben alle Geiseln, die Geiselnehmer wurden getötet oder gefangen genommen. So weit, so schlecht. Im neuen Film von Spielberg wird diese Geschichte, die die Welt in Atem hielt, in gerade mal zehn Minuten abgehandelt. In aller Ausführlichkeit zeigt er hingegen die vom israelischen Geheimdienst Mossad initierte Vergeltungsaktion gegen die vermeintlichen Drahtzieher des Terrorakts, eine Geheimoperation, die verständlicherweise nie recht ins Licht der Öffentlichkeit gerückt wurde. Im Mittelpunkt von Spielbergs Film steht der Chef des fünfköpfigen Killerkommandos Avner (Eric Bana), dem während er den Weisungen seiner Dienstherrn folgt, mehr und mehr Zweifel an der Legitimität seines Auftrags befallen. In der Ausstattung und in der Farbgebung beschwört Spielberg die Stimmung der 70er Jahre und läßt seinen Spielfilm stellenweise wie einen Dokumentarfilm aussehen. Er zeigt auch, was es bedeutet, wenn ein Mensch von einer Bombe zerfetzt wird. Es ist auch nicht Spielbergs Inszenierungskunst, an der sich die Geister nach den ersten Kinoaufführungen in den USA scheiden. Tatsächlich wurde dem Regisseur von „Schindlers Liste“ und dem Gründer der „Shoah Foundation“ eine antiisraelische Einstellung vorgeworfen, weil er die Kehrseite des Prinzips der Vergeltung, des altestamentarischen „Zahn um Zahn“ und nicht das Selbstverteidigungsrecht des Staates Israel in Frage stellte. Die teils heftigen Vorwürfe sind eine ungewohnte Erfahrung für Spielberg, der ansonsten mit seinen Filmen eher darauf abzielt, zu versöhnen statt zu spalten. Aber mit diesem Thema kann man auch nicht Everybodys Darling sein. 
 
Kinostart: 26.Januar .