Archiv Ausgabe Februar 2006 Verschiedenes Filme

Kaltes Land

Mit „Whale Rider“, der Geschichte eines Maori-Mädchens, das sich gegen männliche Dominanz und eine frauenfeindliche Tradition durchsetzen muß, hat sich die Neuseeländerin Niki Caro für diese Aufgabe, ihren ersten Hollywoodfilm, empfohlen. Charlize Theron spielt die Bergarbeiterin Josey Aimes, die mit ihrem Protest gegen die Obzönitäten und die Herabsetzungen, die ihr von ihren männlichen Kollegen widerfahren, Geschichte gemacht hat. Nach ihrer Klage, der sich andere angeschlossen haben, wurde der Begriff „sexuelle Belästigung“ in den USA neu definiert. Für die Rolle der Josey Aimes braucht es nur eine zersauselte Frisur und wenig kleidsame Klamotten, um die Hollywoodschönheit in eine vom Leben und den Männern hart geprüfte, allein erziehende Mutter zu verwandeln. Frances McDormand spielt die Gewerkschaftlerin Glory, die der gelernten Friseuse Josey den Job im Bergwerk verschafft. Josey ist nach dem Scheitern ihrer Ehe in ihre alte Heimat, in den Norden Minnesotas, zurückkehrt. Sie braucht dringend Geld, um für sich und ihre Kinder eine eigene Existenz aufzubauen. Dass es sich dabei um Knochenarbeit handelt, schreckt sie nicht, nicht vorbereitet ist sie aber auf die Reaktion ihrer männlichen Kollegen, die sie vom ersten Tag an spüren lassen, dass sie in ihrer geschlossenen Männergesellschaft keine Frauen dulden. Tag und Tag wird sie mit sexuellen Anspielungen und Zoten konfrontiert. Zunächst versucht sie sich verbal zur Wehr setzten, dann wendet sie sich an die Vorgesetzten. Die geben ihr den tollen Rat „Nimm es hin wie ein Mann“. Als sie nicht locker läßt, eskaliert die Situation. Die Feindseligkeiten der Männer nehmen noch zu, auch ihre wenigen weiblichen Kolleginnen lassen sie spüren, dass sie mit ihrem Vorgehen nicht einverstanden sind. Sie wollen ihren recht gut bezahlten Job behalten - um jeden Preis. Joseys früheres Privatleben wird ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt, was ihre beiden Kinder schmerzhaft zu spüren bekommen. Aber je stärker der Widerstand wird, desto mehr wächst die Entschlossenheit der Einzelkämpferin die Sache bis zu einer Entscheidung durchzufechten. „Hier geht es nicht um Schwarzweißmalerei,“ behauptet Regisseurin Niki Caro: „Wir versuchen auch nicht sklavisch, uns politisch korrekt zu verhalten. Was Josey und ihre Kolleginnen durchmachen, staut sich mit der Zeit an und diesen Umstand beleuchten wir in unserem Film von allen Seiten.“ So komplex und unvoreingenommen ist der Film dann doch nicht geworden. Entgegen ihrer erklärten Absicht kommt vieles in der Inszenierung, die durch die Szenen der Gerichtsverhandlung strukturiert wird doch recht überdeutlich und melodramatisch überhöht daher. Das ist sogar einigen US-Kritikern aufgestoßen. 
Kinostart:9.Februar