Der politisch korrekte Populist
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Ach wie ist das schön, wenn man die Argumente und Ansichten seines Gegners mit einem Wort erledigen kann, darum nennt man solche Worte ja auch Schlagworte. Ein solches Schlagwort, das in den letzten Jahren verstärkt zum Einsatz kommt, heißt „Populist“. Populistisch ist alles, was man selbst nicht gut findet. Wer das Etikett benutzt, spekuliert auf das stillschweigende Einverständnis der Zuhörer, die populistische Politik auch nicht gut finden, selbst wenn sie gar nicht so genau sagen können, was das eigentlich ist, „Populismus bezeichnet eine Politik, die sich volksnah gibt, die Emotionen, Vorurteile und Ängste der Bevölkerung für eigene Zwecke nutzt und vermeintlich einfache und klare Lösungen für politische Probleme anbietet.“. So lautet die Definition, die die Bundeszentrale für politische Bildung verbreitet. Wenn man sie näher ansieht, wirkt sie wie eine ins Negative verzerrte Definition von Demokratie gewissermaßen aus der Herrenreiterperspektive einer vermeintlichen Elite, die sich um Volkes Stimme einen feuchten Dreck schert, der die Emotionen und Ängste der Bevölkerung zehn Meter am Arsch vorbeigehen, die auf die politischen Probleme mit komplexen Lösungen reagiert, die ohnehin nur sie selbst, die Elite, zu deuten weiß. Ich weiß: Im politischen Tagesgeschäft wird der Populist rechts verortet, in der Ecke der politischen Spektrums, wo es schon etwas schmuddelig wird. Die Parole „Ausländer raus“ dürfte geradezu das Musterbeispiel einer populistischen Stimmungsmache sein und sie ist ja auch tatsächlich selten dämlich in ihrer brutalen Kurzschlüssigkeit. Nur wenn das Etikett „populistisch“dann auf die Menschen angewendet wird, die die Zustände in ihrem Viertel nicht so gut finden, die die Folgen einer nicht ganz geglückten Einwanderungs- und Asylpolitik tagtäglich hautnah erleben im Gegensatz zu jenen, die sie zu verantworten haben, dann wird es schon problematisch. Dann erscheint das Etikett „populistisch“ als ein Wortknüppel, mit dem man sich die Leute vom Hals hält. die nicht ins Bild einer heilen Multikulti-Welt passen, anstatt die Probleme wahrzunehmen und sie zu beheben. Wie abgenudelt und sinnfrei der Begriff „populistisch“ geworden ist, wurde mir aber richtig vor Augen geführt, als auf einmal die im Grunde völlig vernünftige und leicht nachvollziehbare Forderung nach einer stärkeren Besteuerung der Besserverdienenden als „populistisch“ abgetan wurde. Den Vorwurf mußten sich auf einmal die Grünen gefallen lassen, für die doch eigentlich mal der Begriff „politisch korrekt“ in den deutschen Sprachgebrauch eingeführt wurde.. Tatsache ist, dass sie mit ihrer „Reichensteuer“, mit der sie doch angeblich die niederen Instinkte des gemeinen neidischen Volkes bedienen wollten, bei den Wahlen Schiffbruch erlitten haben. So populär war die Forderung dann doch nicht und populistisch im Sinne von „volksverhetzend“ und „volksverdummend“ können einem im Nachhinein eher die Versuche vorkommen, den Wählern weiszumachen, dass sie selbst in ihrer großen Mehrheit zu den Reichen und also zu den Betroffenen gehören und dass sich die Aufgaben und Wohltaten des Staates ohne Steuererhöhung finanzieren lassen. Aber besser ist es, das ausgeleierte Schlagwort „Populismus“ und all seine Ableger in der Asservatenkammer der Geschichte verschwinden zu lassen. Wer es heute noch bei jeder sich bietenden Gelegenheit im Munde führt, sagt im Grunde wenig über seinen politischen Gegner aus, aber sehr viel über seine eigene, mit Arroganz gepaarte Denkfaulheit. Das trifft übrigens, auf der anderen Seite, wenn man so will, auch auf die Kampfbegriffe „politisch korrekt“ und „Gutmensch“ zu, die sich durch inflationären, gedankenlosen Gebrauch abgenutzt haben bis zur Unkenntlichkeit und Unbrauchbarkeit. Aber davon mehr im nächsten Heft.