Sandkorn-Theater
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Drei-Cent-Oper, Frau Müller und der Hundertjährige
Seit 2013 wird das
Tiyatro Diyalog am Karlsruher Sandkorn-Theater als eigene Sparte für interkulturelle Theaterarbeit geführt. In diesem Dezember feiert mit „Eine badisch-migrantische Drei-Cent-Oper“ dessen bislang größte Produktion am Sandkorn-Theater Premiere. Inspiriert von der „Bettleroper“ von John Gay, die auch für Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“ Pate stand, erzählt die von Rusen Kartaloglu entwickelte Liebeskomödie von der dunklen, kriminellen Seite des großstädtisch-bürgerlichen Lebens mit Korruption, Armut, Liebe und Verrat. Über das neue Stück und andere Highlights im Programm des freien Theaters unterhielt sich Klappe Auf mit Intendantin
Steffi Lackner und Tiyatro Diyalog-Begründer
Kartaloglu.
Haben sich für das Sandkorn-Theater die Erwartungen erfüllt, mit dem Tiyatro Diyalog neue Publikumsschichten hinzuzugewinnen?
Lackner: Wir haben unser Bestes gegeben und viel erreicht, aber wir müssen weiterhin daran arbeiten. Nach wie vor kommen viele Flüchtlinge zu uns ins Land, und zahlreiche werden sicherlich auch hier Asyl bekommen und bleiben. Wir finden es wichtig, dass auch Menschen, die aus anderen Kulturen kommen, am kulturellen Leben hier teilhaben können. Dies erfordert aber auch intensive Betreuung, die mit den bislang gewährten Zuschüssen nicht befriedigend zu leisten ist.
Die Protagonisten des Tiyatro Diyalog wirken verschiedentlich auch an Sandkorn-Produktionen, aber auch beim Theater marotte mit. Warum erscheint die „Drei-Cent-Oper“ unter Tiyatro Diyalog und nicht integriert im Sandkorn-Programm? Würde das nicht vielleicht einem breiteren Sandkorn-Publikum den Zugang erleichtern?
Kartaloglu: Das Tiyatro Diyalog existiert seit 2000 und wir sind als eingeführtes Ensemble ans Sandkorn gekommen. Ich glaube, dass es für die Stadt sehr gut ist, dass Karlsruhe ein ausgesprochen transkulturelles Theater hat. Etwas mehr als die Hälfte unserer Zuschauer sind ja klassische Sandkorn-Gänger.
Wieso bietet gerade die Dreigroschenoper eine gute Vorlage für das Tiyatro Diyalog?
Kartaloglu: Ich habe die Geschichte der „Bettleroper“ bereits vor zwei Jahren mit dem Jugendclub Mix it! bearbeitet. Allerdings hat für mich der Stoff durch den gegenwärtigen Zustrom von Menschen aus Osteuropa und die ganzen Bettelorganisationen mittlerweile eine ganz neue Aktualität bekommen. Bei uns geht es um den Konflikt zwischen einer Türkenmafia und einer bulgarischen Bettlerbande und dazwischen ein korrupter deutscher Kommissar. Das 14-köpfige Ensemble setzt sich aus Profis, Laien und Semiprofis unterschiedlichster nationaler Herkunft zusammen und dazu spielt eine sechsköpfige Liveband vorwiegend auf Balkanklängen basierende Musik. Der Berliner Schauspieler Selcuk Sazak, in den 90er Jahren Regisseur bei einer der ersten türkischen Theatergruppen in Deutschland, führt die Regie.
Rusen Kartaloglu, was ist Ihr Lieblingsstück im Repertoire des Sandkorn-Theaters?
Kartaloglu: Das sind vor allem anderen die Sp!nner!-Produktionen, die ich liebe und für etwas sehr Wertvolles halte. Daneben ist es sicherlich „Macho Man“. Wie der Autor in dieser interkulturellen Liebesgeschichte hinter die vertrauten Klischees blicken lässt, ist einfach genial. Und wie Torsten Eikmeier dies mit sehr wenigen Mitteln und fein beobachtet auf die Bühne bringt, finde ich großartig, gerade weil ich das als Türkischstämmiger so gut kenne.
Steffi Lackner, welche Stücke werten Sie im Moment als die großen Erfolge im Sandkorn-Repertoire?
Lackner: Das ist zum einen sicherlich immer noch „Frau Müller muss weg“. Lutz Hübner versteht es in seinen Stücken einfach wunderbar, gesellschaftliche Problemfelder humorvoll und pointiert auf die Bühne zu bringen. Daneben ist aber auch das gerade angelaufene „Der Hundertjährige, der aus dem Fenster stieg und verschwand“. Ich freue mich sehr, dass wir es so gut geschafft haben, den Erfolgsroman von Jonas Jonasson auf die Bühne zu bringen. Dies konnte nur dank des tollen Zusammenhalts unseres Ensembles gelingen, das gemeinsam mit dem Regisseur den Stoff erarbeitete. Es ist die hohe Kunst von Victor Carcu, durch Stilisierung und originelle Bilder große Weltgeschichte zu erzählen und mit dem Ensemble einen gewaltigen Stoff auf unsere kleine Bühne zu bringen.
Gibt es auch einen bislang unterbewerteten Geheimtipp?
Lackner: Das ist vermutlich am ehesten „Der dressierte Mann“, eine witzige Komödie mit großem Potential zu einem brisanten Thema, das in der Gesellschaft im Allgemeinen aber vollkommen ausgeblendet wird. Dass Sie das Zehnfache seines Salärs bezieht, ist in einer auf Augenhöhe beabsichtigen Paarbeziehung für den Mann auch heute noch keineswegs ohne weiteres hinnehmbar. Gerade durch die von John von Düffel eingezogene Ebene der zu Hilfe eilenden Schwiegermütter wird das Ganze sehr komisch, ohne zum hohlen Boulevard zu verkommen.