Wilde Kerle auf Rädern
Create Folder /var/www/web1109/html/online/images/articles/2006-06/thumbs/
Warning: mkdir(): No such file or directory in
/var/www/web1109/html/online/cms_base/data/cms_image.php on line
759
not exist /var/www/web1109/html/online/images/articles/2006-06/thumbs/_300_185_trecker.jpg
Motorroller gehören in Italien zum Stadtbild, ihre meist jugendlichen Fahrer verbreiten knatternd und tuckernd einen gar nicht so leisen Hauch von Dolce Far Niente. Die Motorroller, Marke Vespa oder Piaggio, sind weder Sportgerät noch Transportfahrzeug, sie scheinen einfach nur dazu zu dienen, Mädels abzuschleppen und von Eisdiele zu Eisdiele zu kurven. Die großzügige Auslegung der Verkehrsregeln übersieht man getrost in einem Land, das ohnehin keine Straßenverkehrsordnung zu haben scheint. Außerdem ist es ja auch kein Problem rechtzeitig auszuweichen, schließlich sind die Dinger nicht zu überhören. So weit, so gut. Aber was in Italien zur Folklore gehört, das ist in hiesigen Breiten einfach fehl am Platz.
Motorrollerfahrer hierzulande sind in der Regel verfettete Zeitgenossen aller Altersklassen, die zu dumm sind zum Autofahren und zu faul zum Radfahren. Überall kommen sie einem in die Quere, auf der Straße, auf Radwegen, auf Wanderwegen, auf Bürgersteigen, menschliche Dumm-Dumm-Geschosse, faule Säcke, die ihre weitgehend bewegungsunfähige Anatomie durch die Gegend karren. Ihre Mißachtung der Verkehrsregeln entspringt nicht einer überbordenden Lebenslust, sondern dem Scheißegal-Gefühl der sozial Deklassierten. In den letzten Jahren hat sich die Automobilindustrie auch noch etwas anderes als Motorroller einfallen lassen, um Jugendliche möglichst früh dazu anhalten, bei geringem geistigen Aufwand und rudimentärer Kenntnis der Straßenverkehrsordnung sitzend bewegt zu werden: Vierrädrige, offene Fahrzeuge, die nicht einmal mehr den Gleichgewichtssinn beanspruchen.
Diese Mischung aus Kinderspielzeug und Verkehrsmittel passt eigentlich nirgends hin, weder auf die Straße noch auf die Gehwege. Und dennoch ist es gar nicht auszuschließen, dass man nächstens als unschuldiger Fußgänger von motorisierten Zwölfjährigen über den Haufen gefahren wird. Zu den ersten tödlichen Unfällen ist es schon gekommen. In Wilde Kerle III, dem wohl nichtsnutzigsten Kinderfilm der letzten Jahre, wird das Fahren dieser Quads geradezu propagiert als Ausdruck eines wilden Lebensgefühls. Da lachen ja die wilden Hühner und als nichtmotorisierter Mensch beschleicht einen wohl bald das Gefühl sich auf der freien Wildbahn zu bewegen, umzingelt von Militärfahrzeugen (Jeep, Landrover) in ziviler Verkleidung und umwuselt von motorisierten Pubertätspickeln.
Doch damit nicht genug: Jetzt ist tatsächlich schon hoch offiziell vom Führerschein ab 17 die Rede, als hätte die Politik nichts anderes zu tun, als der Automobilindustrie einen weiteren Kundenkreis zu eröffnen, den der Fast-Erwachsenen, die schon ungeduldig mit den Hufen scharen, weil sie es kaum erwarten können, richtig Gas zu geben, mit mindestens hundert PS unter der Sohle. Da wird es höchste Zeit für das Abitur mit 17 (das ja mit der neuen achtjährigen Gymnasialzeit schon auf den Weg gebracht wurde), damit Reifeprüfung und Führerscheinprüfung wieder in altgewohnter Manier synchronisiert werden können und das Auto als Abi-Geschenk weithin sichtbar signalisiert, hier ist ein reifer Raser unterwegs, auch wenn der Blick durch die Windschutzscheibe verrät, dass da ein kleines Arschloch on tour ist und zwar nicht auf den Kindersitz, sondern auf dem Fahrersitz. Unaufhaltsam schreitet die Motorisierung unserer Gesellschaft fort und fort und der Benzinpreis steigt und steigt. Wir aber fahren ungebremst - den Karren an die Wand.