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Verruchte Nachtclubdiva und gefräßige Pflanze

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Neues aus dem Kammertheater

Keinen Grund zu klagen hat Ingmar Otto im Rückblick auf die vergangene Spielzeit, denn es gab keine einzige Enttäuschung. Ganz im Gegenteil, mit seiner Inszenierung der Blues Brothers landete der Kammertheater-Intendant in der zurückliegenden Saison einen überregionalen Erfolg. Nun soll sie auf große Tour gehen, die mit einem längeren Gastspiel im Münchner Prinzregententheater beginnt: „Das war nicht geplant und ist eine schöne, neue Erfahrung, so nachhaltig ein Stück zu produzieren“, sagt der Mittdreißiger.  
 
 
Satirischer Klassiker 
 
Mit einem filmbekannten Stoff und einer musikbetonten Bühnenumsetzung will Otto auch mit der ersten Premiere der neuen Saison punkten. „Der Blaue Engel“, benannt nach dem Filmklassiker mit Marlene Dietrich und Emil Jannings aus dem Jahr 1930, verspricht große Evergreens wie „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestellt“ und viele weitere Hits von Deutschlands bedeutendster Diva. Otto freut sich vor allem auf die Beschäftigung mit einem großen literarischen Stoff, der beileibe nicht jeder Komödie zu Grunde liegt. Aus Heinrich Manns satirischem Roman „Professor Unrat“ und dem Drehbuch des „Blauen Engel“ hat Peter Turrini eine Bühnenfassung geschrieben, die nun als Grundlage dient.  
 
Als Gymnasialprofessor, der - detektivisch auf den Spuren seiner vermeintlich unzüchtigen Schüler - dem Charme und Reiz einer verruchten Nachtclubdiva erliegt, ist mit Stefan Viering ein Schauspieler auf der Bühne, der lange zu den Publikumslieblingen am Badischen Staatstheater zählte. Sein Gegenüber ist die Deutsch-Französin Nathalia Parsa als „fesche Lola“, die mit stimmlichen wie darstellerischen Pfunden wuchert. Für eine weitere Rolle hatte das Kammertheater einen Schauspieler gesucht, der im Hafen-Varieté zum „Blauen Engel“ mit illusionistischen Fertigkeiten glänzen kann. „Das Vorsprechen dafür war sehr lustig, weil jeder Kollege sich vorgenommen hatte, gleich bei der Begrüßung einen Zaubertrick unterzubringen“, erinnert sich Otto, „auf einmal stand zum Beispiel einer halb in Flammen, das war schon ein Erlebnis“. Auch wenn nicht jeder Bewerber zu den Großmeistern des Magischen Zirkels zählte, hatte man am Ende einen gesucht und zwei gefunden. 
 
 
Rubbeldiekatz und Honig im Kopf 
 
Mit der Verwechslungskomödie „Rubbeldiekatz“ und der Alzheimer-Tragikomödie „Honig im Kopf“ stehen in den kommenden Monaten die Bühnenfassungen zweier weiterer Filmhits auf dem Spielplan des Kammertheaters. „Das Publikum kommt zu uns, wenn es entweder bekannte Schauspieler erwartet, oder eben den Stoff kennt. Ein Idealfall ist, wenn ein prominenter Darsteller wie Ralf Bauer die Geschichte eines viel gelesenen Buchs spielt. Da das Fernsehen immer noch als Hauptmedium fungiert, sind Filmstoffe eben auch für die Bühne attraktiv“, sagt der Kammertheater-Intendant über seine Stückauswahl. Die entscheidende Frage sei jedoch, ob das Theater mit seinen Möglichkeiten der Filmversion eine neue Dimension erschließen könne. Bei „Rubbeldiekatz“ gehe es zudem um ein kräftiges Thema, bei dem die Frage nach dem Umgang mit der deutschen Geschichte im Raum stehe.  
 
 
Der Kleine Horrorladen 
 
Unterhaltsam fetzig und makaber wird es hingegen, wenn im Dezember mit dem Rockmusical „Der Kleine Horrorladen“ die berüchtigte blutgierige Pflanze Audray auf die Bühne kommt, und im Frühjahr dann mit „Sarg niemals nie“ ein Musical über ein familiäres Unternehmen aus der Bestattungsbranche à la „Six Feet Under“ startet. Quasi als Kontrastprogramm gibt es in der Vorweihnachtszeit in der zweiten Kammertheater-Spielstätte K2 (Kreuzstr. 29) die poppig-rockig-besinnliche Weihnachtsrevue „Schöne Bescherung“.  
 
> „Der Blaue Engel“, 8. Oktober bis 3. Dezember 2016, Kammertheater Karlsruhe, Herrenstraße 30/32, Ausschnitte gibt es bereits zur Theaternacht am 10. September 2016 

Kammertheater

Herrenstraße 30/32
76133 Karlsruhe
0721 / 24133 
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