Fredrik Backman > Kleine Stadt der großen Träume
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Nach seinem Bestseller "Ein Mann namens Ove" und dem grandiosen "Britt Marie war hier" überzeugt Backmann auch mit seinem neuen Werk durch sehr interessante, vielschichtig und einfühlsam beschriebene Charaktere. Nachdem er in seinem letzten Werk mit viel Humor schilderte, wie Fußballspielen das Leben aller Beteiligten positiv verändern kann, zeigt er nun anhand einer tragischen Geschichte das perfekte Gegenbeispiel. Im kleinen Städtchen Björnstadt dreht sich das gesamte Leben für nahezu alle Einwohner nur um Eishockey. Alle Träume und Hoffnungen der vom Rest des Landes nur noch belächelten Provinzler richten sich auf die Jugendmannschaft, die erstmals nach einer langen Durststrecke die Chance hat, eine Meisterschaft zu gewinnen. Der Sieg soll die gesamte Stadt aus der Tristesse retten. Backmann stellt dieses Mal keine Einzelperson in den Vordergrund sondern betrachtet die komplexen Verknüpfungen zwischen vielen einzelnen Menschen. Obwohl es für alle scheinbar ausschließlich um Eishockey geht, ist dies kein Buch über diesen Sport sondern darüber, was Ehrgeiz, Abhängigkeit und der Zwang zu einer falschen Kameradschaft aus Menschen machen kann. In der ersten Hälfte des Buches baut der Autor seine Figuren hervorragend auf. Wir Leser verstehen, warum es für jede von ihnen so wichtig ist, in der Mannschaft zu sein, die Mannschaft zu fördern oder zumindest einen Partner, für den die Mannschaft alles bedeutet, zu unterstützen. Die Ängste, Hoffnungen, Zwänge und Träume der Hauptfiguren vermittelt er so gut, dass man mit ihnen mitfiebern kann. Aber dann geschieht völlig unerwartet etwas Furchtbares. Das Leben ist ein Spiel, doch wenn ein Dominostein umfällt, kann er seine ganze Umgebung in den Abgrund reissen. In diesem Buch platzen alle Träume, als einer der Spieler ein Mädchen vergewaltigt und dieses unmittelbar vor dem Endspiel Anzeige gegen ihn erstattet. Der Hass fast einer gesamten Stadt richtet sich nun aber nicht auf den Täter sondern auf das Opfer, das "die Mannschaft durch diese Anzeige zerstört hat". Wer traut sich noch, zur Wahrheit zu stehen? Ein psychologischer Krieg bricht aus, bei dem lange offen bleibt, wer wenigstens noch einen Rest von Menschlichkeit in sich bewahren kann. Im Gegensatz zu früheren Romanen, die auch wegen einem feinen Humor überzeugten, verzichtet Backman in dieser Geschichte auf lustige Situationen, denn dies würde bei dem ernsten Thema nicht passen. > Krüger Verlag, 512 Seiten, 19,99 Euro oder als eBook 16,99 Euro