Schlossfestspiele Ettlingen
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Von Chicago bis Venedig
Mit dem amerikanischen Jazz-Musical „Chicago“ (ab 21. Juni) und William Shakespeares Komödie „Der Kaufmann von Venedig“ (ab 28. Juni) starten die Ettlinger Schlossfestspiele in der zweiten Junihälfte in ihre 40. Saison. Bereits am 2. Juni gibt es auf dem Schlossplatz das traditionelle Theaterfest, das Lust auf die neue Saison machen soll. Auch das Kinderprogramm, in dessen Mittelpunkt in diesem Jahr Otfried Preußlers bezaubernde Geschichte vom „kleinen Gespenst“ steht, feiert schon am 9. Juni Premiere. Das 40-Jährige markiert gleichzeitig den Abschied von Udo Schürmer, der vor einem guten Jahr bekanntgegeben hatte, dass nach dem vollen Dutzend für ihn in Ettlingen der Drops gelutscht sei.
Haben Sie es im Lauf des vergangenen Jahr nicht einmal bereut, sich mit dieser Saison von Ettlingen zu verabschieden?
Udo Schürmer: Nein, für mich ist das sehr entspannend, und ich freue mich, nach zwölf Jahren ununterbrochenen Stresses mehr Zeit für mich zu haben und mich mehr auf einzelne Projekte konzentrieren zu können. Es wäre undenkbar gewesen, neben der Musical-Regie in diesem Jahr auch die Schauspielregie zu übernehmen, wenn ich gleichzeitig schon die folgende Spielzeit hätte vorbereiten müssen. Von Abschiedstränen also keine Spur, was freilich überhaupt nichts mit dem Ettlinger Publikum und der künstlerischen Arbeit hier, sondern vielmehr der Belastung durch eine Leitungsposition unter permanent schwierigen finanziellen Bedingungen zu tun hat.
Nach dem erwarteten Riesenerfolg mit der Rocky Horror Show im vergangenen Jahr haben Sie zum Abschied das vom „Cabaret“-Team John Kander und Fred Ebb geschaffene Musical „Chicago“ ausgewählt. Warum?
Schürmer: Ich finde, „Chicago“ ist nicht nur musikalisch eines der besten Musicals, die jemals geschrieben wurden. Es schildert die Umkehrung der Moral und der Werte, handelt von Lügen, die am Ende belohnt werden, steckt voller Pressesensationen und Fake News und ist so aktuell, dass es einen schaudert.
Neben dem glanzvollen Musical des vergangenen Jahres blieb das Schauspiel der Ettlinger Schlossfestspiele wie leider meist hinter den Besuchererwartungen zurück. Ihre Nachfolgerin will das Schauspiel künftig aus dem Schlosshof verbannen, halten Sie das für eine gute Idee?
Schürmer: Ich habe mich immer für das Schauspiel stark gemacht und finde, dass die Schlossfestspiele mehrere Standbeine brauchen, schon alleine, weil nicht jeder Musicals mag. Mit dem Schaupiel kann man darüber hinaus auf ganz andere Weise den Zeitgeist treffen und wirtschaftliche und soziale Themen ansprechen als mit dem Musical.
Während eine vor wenigen Jahren noch für kaum vorstellbar gehaltene, grassierende Judenfeindlichkeit in Deutschland großes Thema ist, setzen Sie Shakespeares vielfach für antisemitisch gehaltene Komödie über den Juden Shylock und den „Kaufmann von Venedig“ auf den Spielplan. Wie passt das?
Schürmer: Hier geht es nicht um Antisemitismus, um Christentum gegen Judentum, hier geht es um Intoleranz und Integration. Shakespeare fragt danach, wie sich die einzelnen verhalten, wie Menschen miteinander klar kommen, er fragt nach gesellschaftlicher Akzeptanz und wirbt für Verständnis, Mitgefühl und Toleranz. Shakespeare charakterisiert zwei Männer, deren Leben und Welten nicht unterschiedlicher sein können und die sich doch näher sind, als sie es wahrhaben wollen. Bei dieser Geschichte geht es nicht um Religion. Am Ende sind alle Verlierer, alleine diese Erkenntnis ist Grund genug, diese Geschichte zu erzählen. Ich habe den Kaufmann 2004 schon einmal inszeniert und bereits damals gab es im Vorfeld Vorbehalte gegen das Stück, nach der Premiere war der Antisemitismus überhaupt kein Thema mehr.