Ein neues Dach für den Jazz?
Give the Groove a Roof, so wirbt der Karlsruher Jazzclub seit vier Jahren für das heißersehnte eigene Domizil. Kaum vorstellbar, dass der Verein im kommenden Jahr sein 50-jähriges Jubiläum ohne feste Spielstätte feiern muss. Ganz obdachlos ist der Jazzclub zwar nicht, doch soll das ursprünglich für ein Jahr angesetzte derzeitige Gastspiel im Jubez nicht zum Dauerprovisorium werden. Über den Sommer kam mit der überraschend plötzlichen Pleite des genossenschaftlichen Kinos Die Kurbel in der Kaiserpassage eine Aussicht ins Spiel, auf die der Jazzclub bereits 2014 gehofft hatte. Damals war das Verhältnis zwischen dem im Studio im Erdgeschoss spielenden Hauptmieter Kinemathek und der seit 2010 genossenschaftlich betriebenen Die Kurbel im Obergeschoss zerrüttet, vor allem da Die Kurbel mit der Miete über Monate im Rückstand blieb. Doch trotz von der Kinemathek angestrengter Räumungsklagen blieb die Kurbel im Haus. Nachdem sich das Verhältnis zwischen Kinemathek und Kurbel-Betreiber nach personellen Wechseln auf beiden Seiten in den letzten Monaten entspannt hatte, brachte der August nach Umsatzeinbußen im allgemein mauen Kinojahr das Aus für die Kurbel und neue Hoffnung für den Jazzclub.
Der Jazzclub ist freilich nicht der einzige Interessent, der bei der Kinemathek mieten will, doch für die zu den ältesten und beständigsten Kommunalen Kinos in Deutschland zählende Kinemathek ist er der erklärte Wunschpartner. Auch wenn aktuelle Pläne und Berechnungen des aus der Schublade gezogenen Umbauprojekts für einen Konzertbetrieb noch ausstehen, ist klar, dass dies mit nicht geringen Kosten verbunden ist. Da der Jazzclub, der traditionell zwei Konzerte in der Woche stemmt, den großen Kinosaal im Obergeschoss der Kaiserpassage 6 nicht alleine ausfüllt und schon gar nicht aus seinem bisherigen Budget stemmen kann, sucht er gegenwärtig Bündnispartner, die mit ihm und der Kinemathek ein Kulturhaus in der Innenstadt entstehen lassen, die ansonsten außer Jubez, Kammertheater und Kirchenkonzerten abends kulturell kaum etwas zu bieten hat. Dass diese Idee Charme hat, der Jazzclub insbesondere den 50. nicht im Regen feiern muss und es für die Kinemathek, die ebenfalls die Miete der Immobilie nicht alleine aufbringen kann, dringend ein passender Partner zu suchen ist, das scheint sich gegenwärtig in weiten Teilen Karlsruhes herumzusprechen und zu überzeugen. Die Zeiten für mögliche Zuschüsse sind angesichts der gerade laufenden Haushaltsberatungen nicht ungünstig, bleibt zu hoffen, dass der Appell Give the Groove a Roof nun auch erhört wird.