Schlaglicht
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Uraufführungsfestival vom Staatstheater
Sechs Ur-, beziehungsweise deutschsprachige Erstaufführungen, die sich allesamt kritisch mit gesellschaftlich virulenten Themen wie Religion und Gewalt oder der Frage nach Heimat auseinandersetzen, hat Schauspieldirektor Knut Weber innerhalb von drei Tagen auf den Spielplan gesetzt, wobei in bester downtown-Reihen-Manier nicht nur die gewöhnlichen Theaterräume bespielt werden. Klappe Auf unterhielt sich mit Donald Berkenhoff, der bis zur vergangenen Spielzeit Oberspielleiter am Badischen Staatstheater war und für das Festival Crossing Jerusalem - Mitten durch Jerusalem der Britin Julia Pascal inszeniert.
Neben zwei skandinavischen Stücken präsentiert Schlaglicht verstärkt Theater aus der englischsprachigen Welt. Hier entsteht für Berkenhoff derzeit das spannendste Theater, weil man sich mit dem Zeitgeist auseinandersetze und versuche, die Türe weit aufzureißen, um die Realität auf die Bühne zu holen, während zum Vergleich in Frankreich eher der Kunstanspruch als Zielmarke gesetzt werde, was sich schon an der stilisierten Sprache manifestiere. Die jungen AutorInnen bewegen sich dagegen ganz in der Tradition von Autoren wie Albee, Miller und ONeill, die die englischsprachige Dramatik seit den 40er Jahren bestimmen.
Das Verhältnis von Islam und Christentum, von Religion und Gewalt, Fremdenfeindlichkeit, Misstrauen, sexual politics und Missbrauch sowie die Neue Kriegsthematik beschäftigen derzeit AutorInnen auf der ganzen Welt, in deutschen Stücken scheint jedoch der Kampfplatz immer noch vorwiegend die Familie zu sein, während das skandinavische Theater in der Regel Einsamkeit, Depression und Älterwerden missmutig ins Mittel stellt.
Für manche der zeitaktuellen Stücke gelte dabei durchaus auch eine kürzere Halbwertzeit, zum Beispiel jene, die heute mit der Ästhetik der TV-Unterhaltung kokettieren, oder die dem unheimlichen Drang, über die Flugzeuge in den Twin Towers entsprungenen, die schon heute keiner mehr sehen will. Das Theater sei eben kein journalistisches Medium, betont Berkenhoff, dafür sei seine Bewegung zu langsam: Bei manchen Stücken wäre man ja froh, sie wären in zehn Jahren nicht mehr spielbar, doch ich fürchte, dass viele Konflikte dann immer noch bestehen. Die Namen der Kriegsschauplätze mögen sich ändern, die Muster bleiben. Gegenwärtig erleben wir eher die Situation, dass literarisches Theater, wie es etwa Botho Strauß macht, derzeit kaum spielbar ist.
Gleichermaßen zeitlos wie aktuell jedenfalls erscheint das Stück Crossing Jerusalem der Londoner Autorin und Theatermacherin Julia Pascal, die sich mit vorigen Stücken mit dem Holocaust beschäftigte und nun den israelisch-palästinensischen Konflikt anhand einer Familienfeier auf die persönlichste Ebene herunterbricht. Ihr Stück kommt daher wie ein Hollywood-Melodram, verzichtet aber auf jede Besserwisserei: Julia Pascal stellt die Widersprüchlichkeiten ihres Volkes auf die Bühne, dabei geht sie weit vor bis zum politisch Unkorrekten und verstärkt eher die Zweifel, als Lösungen anzubieten, sagt Berkenhoff, der sich über Theater freut, das einen nicht nur bestätigt, sondern durchaus auch ärgern darf.
> Schlaglichter // N°1, 22. bis 24.6., Das Wunderwerk oder The Re-Mohammed-Ty Show, 22.6., 20 Uhr, Club Die Stadtmitte, Die Geschichte von St. Magda, 23.6., 20 Uhr, INSEL, Mama und ich und Männer, 24.6., 16 Uhr, Schauspielhaus, Mitten duch Jerusalem, 24.6., 18 Uhr, INSEL, Zweifel, 24.6., 21 Uhr, INSEL, Licht frei Haus, 24.6., 23 Uhr, Lieferrampe Badisches Staatstheater