Peter Weiss
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Inferno - Uraufführung
In den 60er und 70er Jahren zählte der Schriftsteller, Filmemacher und Maler Peter Weiss (1916-1982) zu den meistgespielten Autoren auf deutschsprachigen Bühnen. Mit den Dramen Marat/Sade und dem auf den Protokollen der Frankfurter Auschwitzprozesse basierenden Die Ermittlung hatte der seit dem Ende der 30er Jahre im schwedischen Exil lebende Künstler Welterfolge.
Während Peter Weiss in der Welt weiterhin größte Hochachtung genießt, sind seine Stücke seit Jahren hierzulande von den Bühnen weitgehend verschwunden. Da präsentiert das Badische Staatstheater eine Uraufführung: Inferno aus dem Jahr 1964 - Ausgangspunkt für eine Peter-Weiss-Renaissance auf deutschen Bühnen´
Weiss, der in den 60er Jahren seine Selbstsuche und individuelle Einsamkeit bei der Rückkehr in die deutsche Post-Auschwitz-Gesellschaft mit einem politischen Welttheater verknüpfte wie kein anderer, werde heute wieder intensiv in den Dramaturgien der Schauspielhäuser diskutiert, sagt Regisseur Thomas Krupa.
Als wichtige Voraussetzung für seine Wiederbeschäftigung mit dem Godfather des postdramatischen Theaters, ohne den es wohl heute kaum Autoren wie Rene Pollesch gebe, nennt der Krupa die Lektüre der in den vergangenen Jahren erschienenen Tagebücher und vor allem die Begegnung mit Peter Weiss Witwe Gunilla Palmstierna-Weiss. Die Bühnenbildnerin, die bei Filmen mit Ingmar Bergmann zusammenarbeitete und mit Peter Brook Marat/Sade verfilmte, hatte sehr lebendig und sehr normal vom Leben mit dem Künstler berichtet, der über das Visuelle zum Wort gekommen war und nebenbei auch musikalisch sehr begabt und interessiert war.
Gerade über das persönliche Gespräch stieß Krupa auf den hohen sinnlichen Gehalt, der gerade auch das von Weiss zurückgehaltene Inferno kennzeichnet. In seiner Mischung aus Psychodrama, Jahrmarktszenerie, hochpoetisch aufgeladenem Textcluster und Maskerade über Verdrängung und Fremdsein entwickelt sich das ganz im diesseits spielende, alptraumhafte Inferno wie eine Art musikalischer Partitur, die zahlreiche Gegenwartsbezüge aufweist und in ihrer collagierenden Ästhetik vor über 40 Jahren formal vieles vorwegnahm, was im heutigen Theater gang und gäbe ist.
Vor allem aber auch wundert sich Krupa, wie genau Weiss für die Schauspieler geschrieben und ihnen ein starkes Spiel an die Hand gegeben habe, was sich in der Probenarbeit bereits als überaus positive Energie bemerkbar mache.
Weiss lässt den Dichter Dante als alter ego der Vernichtungsmaschinerie entkommen, aus dem Exil ins Wirtschaftswunderland der Bundesrepublik der 60er Jahre zurückkehren. Dabei verbindet sich die Kritik an einer von rehabilitierten NS-Verbrechern durchsetzten Gesellschaft, die die Aufarbeitung ihrer Verbrechen auf das Opfer abwälzt, mit einer radikalen Selbstbefragung nach der eigenen Schuld durch das Überleben im Exil. Ganz allgemein stellen sich Fragen wie die nach der Alibifunktion von Kunst oder dem Verstummen als Ausweg. Weiss beschäftigte sich über Jahre mit diesem unveröffentlichten Stoff, den er Ende der 60er Jahre nochmals in einer Prosaversion aufgriff.
Erst 2003 erschien Inferno im Suhrkamp Verlag, die Karlsruher Uraufführung, der in Bremen eine Bearbeitung als Oper vorausging, soll ihre Spannung nicht zuletzt aus einer Fassung beziehen, die die verschiedenen Stadien von Peter Weiss Dichtung berücksichtigt.
> Inferno, Uraufführung SA 26.1., 19.30 Uhr, Badisches Staatstheater, Karlsruhe, Schauspielhaus; Peter Weiss Exilant und Künstler, Gespräch mit Gunilla Palmstierna-Weiss, SO 27.11., 11 Uhr, Probebühne 1