Regisseur Jens-Daniel Herzog
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Waits und Woyzek am Staatstheater
Er galt als einer der interessantesten jungen Regisseure auf deutschen Bühnen, als er 2001 die Leitung der Schauspielssparte am Mannheimer Nationaltheater übernahm. Seit 2006 ist Jens-Daniel Herzog wieder frei und gefragter Gast an vielen renommierten Häusern, nicht nur in Deutschland und nicht nur auf dem Schauspiel, auch zahlreiche Opernregien gehen mittlerweile auf sein Konto. Mit Georg Büchners Woyzeck in der 2000 in Kopenhagen herausgekommenen Fassung mit den Songs von Tom Waits und dessen Frau Kathleen Brennan ist im Oktober erstmals eine Arbeit des 1964 geborenen Berliners in Karlsruhe zu sehen.
Schon seit längerem hatte der Karlsruher Schauspieldirektor Knut Weber ins Auge gefasst, Herzog ans Badische Staatstheater zu holen, eher zufällig war schließlich die Wahl auf den Woyzeck gefallen. Wir hatten uns eigentlich ein anderes Stück ausgesucht, erzählt Herzog, der allerdings als die Regie für diesen Woyzeck frei wurde, spontan zugriff: Zu viel Ehrfurcht angesichts der großen Theatergeschichte des Stückes hätte ihn wohl davon abgehalten, die Regie des puren Dramas vom Soldaten, der durch die inneren und äußeren Umstände dazu gebracht wird, seine Frau zu ermorden, zu übernehmen. Wenn man in einem gewissen Alter ist, ist man mit so vielen Woyzeck-Inszenierungen groß geworden, dass man weiß, wie leicht man in die Realismusfalle tappt, wenn es darum geht Proletariat auf die Bühne zu bringen.
Die Musik jedoch befreit einen von dieser Malaise und umschifft sofort jedes Betroffenheitstheater. Nicht nur die formale Distanz, die die ursprünglich mit dem amerikanischen Theateravantgardisten Robert Wilson entstandene Fassung entstehen lässt, sprechen für das Musical. Zwar speisen die Songs ihre Motive aus dem Waitsschen Universum und orientieren sich nur vage und assoziativ am Drama, doch ergeben sie für Herzog mit dem Büchner-Original ein sehr einheitliches Werk: Gerade die Musik führt ergänzend, aber auch kontrastierend weiter als alles, was man als szenische Wahrheit darzustellen vermag. In Schauspieler Thomas Schrimm fand Herzog nicht zuletzt deshalb eine für ihn perfekte Besetzung, weil dieser mit einer sehr speziellen Stimme ausgestattet auf ganz persönliche Weise die Lieder zu interpretieren versteht, als eine große Klage über den Zustand der Welt und ein Besingen des erlebten Elends. Überhaupt zollt Jens-Daniel Herzog dem Karlsruher Ensemble höchstes Lob, sei ihm doch der Einstieg als Neuling am Haus äußerst leicht gemacht worden.
So sehr er es derzeit noch genießt, als freier Regisseur mal hier und mal dort zu arbeiten, reizt ihn doch auch wieder das Eingebundensein in feste Zusammenhänge. Nur eine Generalintendanz, die sich für den in Oper und Schauspiel erfahrenen Theatermann ja nahe legte, will er auf keinen Fall: Die Umstände müssten schon so sein, dass ich mich vor allem auf die künstlerische Arbeit konzentrieren kann. -jf
> Premiere am 08. Okt, Bad. Staatsheater, Schauspielhaus, Baumeisterstr. 11. 20 Uhr