Archiv Ausgabe März 2010 Verschiedenes Meldungen

UND#5

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Kunst-Plattform-Experimente und Musik

Während die einen mit ihren Bildern Rekordpreise erzielen, träumen die anderen von einer warmen Suppe. Nur wenige Bildende Künstler schaffen es, nach ihrem Studium, ohne selbst eine Dozentur zur ergattern, von ihrer Kunst zu leben. Wenn der Job den Lebensunterhalt erbringen muss, ist es gut, wenn man zumindest auf der Vermarktungsseite nicht als Einzelkämpfer im Atelier steht.  
 
Künstlerinitiativen und Produzentengalerien, Projekträume, regionale Netzwerke und Ateliergemeinschaften sind seit den 80er Jahren ein probates Mittel der Selbsthilfe, in die Öffentlichkeit zu treten, auch wenn noch kein Galerist das Geschäft mit der eigenen Kunst witterte. Als Plattform der Kunstinitiativen aus nah und fern hat sich die in diesem Jahr zum fünften Mal parallel zur art stattfindende UND#5 entwickelt, die seit dem vergangenen Jahr mit der Nancyhalle ein ideales, lichtdurchflutetes Mekka gefunden hat. Eine richtige Messehalle ja, aber so eigenwillig, verwinkelt, spannend, sperrig und einzigartig, wie die in ihr stattfindende Veranstaltung.  
 
Während die art vor den Toren der Stadt gedeiht, muss sich die UND#5 im Zentrum beileibe nicht verstecken. 25 Initiativen mit etwa 180 Künstlerinnen unter anderem aus Paris, Stockholm, Mexiko City, Luzern, Berlin, Hamburg, Basel und Karlsruhe haben sich zur UND#5 angesagt. Plattform und Experimentierfeld wird die Off-Messe sein, eine Veranstaltung, die sich alle Freiheiten vorbehält, Kunst zeigt, die gerade erst entstanden ist, ohne jede Sicherheit der Etablierung, die Mut und Risiko auch zu Scheitern in sich trägt, verwundern, verstören, verärgern oder einfach nur Spaß machen kann.  
 
Sie ist ein Schaufenster für junge, zeitgenössische Kunst aus Karlsruhe - auch die Klappe-Auf-Mitarbeiter Hugi Hugel und Herbie Erb sind mit ihren Arbeiten vertreten -, ein Sprungbrett auch für junge Galerien und ein horizonterweiterndes Forum für eine lebendige Kunstszene im In- und Ausland. Dass die UND#5 damit keine Alternativ-art ist, hat Bernhard Serexhe vor zwei Jahren in seiner Eröffnungsansprache deutlich gemacht, dass sie natürlich auch nicht in Konkurrenz treten, sondern ergänzen will, macht wohl nichts sinnfälliger, als das in diesem Jahr zwischen den beiden Schauplätzen verkehrende Kunsttaxi von Juliane Spingler und Evelyn Kopp. Die beiden zuletzt durch ihre gemeinsame „Kuschelpop“-Ausstellung in der Durlacher Orgelfabrik viel Freude bereitenden Künstlerinnen verstehen ihren zum Taxi umgestalteten Kombi als mobile Galerie, in der man en passant Kunst anschauen und auch erwerben kann, auch der Fahrschein wird ein richtiges Kunstwerk sein. 
 
 
Von Anbeginn glänzt die UND#5 auch durch ein Rahmenprogramm, das in diesem Jahr so üppig wie nie ausfällt. Bereits der Eröffnungsabend (2., 19 Uhr) bringt nach dem offiziellen Teil und Performances unter anderem des Baseler Kollektivs Labor ein weiteres größeres Musikspektakel des als Blockflöte bekannten Improvunternehmens. Es folgen außer täglichen Führungen für Einzelbesucher und Schulklassen, Diskussionsforen, Spoken-Word-Performances, Konzerte, Lesungen und multimediale Experimente. Am Samstag, 6., zeigt Patricia Wolf um 15 Uhr ihre Tanzperformance „work-in-progress“ und am Sonntag klingt die und mit einer neuen Ausgabe von Herbie Erbs Allstar Waltz sowie einem Auftritt der improvisierenden Künstlerformation Pseudologen aus.  
 
> 2.-7.3., Karlsruhe, Nancyhalle am Kongreßzentrum, Mi bis Sa 14 bis 24 Uhr, So 10 bis 22 Uhr, Eröffnung Di ab 19 Uhr