Archiv Ausgabe November 2005 Verschiedenes Meldungen

23. Karlsruher Bücherschau

Gastland Frankreich

Nicht zum ersten Mal ist Frankreich das Gastland auf der Bücherschau und zumindest zwei der Gäste aus dem Nachbarland lassen aufhorchen. Das ist Michel Tournier, der schon seit Jahrzehnten zu den Star der französischen Literaturszene zählt. Der achtzigjährige Tournier, Sohn eines Germanisten-Ehepaares, nimmt allein schon durch sein Faible für die deutsche Kultur eine Ausnahmestellung ein. In Deutschland berühmt wurde er mit seinem 1970 erschienenen Roman „Der Erlkönig“, der mit dem „Prix Concourt“, dem bedeutendsten französischen Literaturpreis, ausgezeichnet wurde.Volker Schlöndorff hat den Roman 1996 unter dem Titel „Der Unhold“ mit mäßigem Erfolg verfilmt. Am 26. liest Tournier aus seinen Werken. Ein Übersetzer ist nicht nötig. Tournier, der in Tübingen Philosophie studiert hat, spricht gut Deutsch.  
 
Das kann man nur bedingt von Pierre Brice behaupten, obwohl der Bretone seit seinen Filmauftritten als Winnetou in den sechziger Jahren einer der größten Publikumslieblinge der Deutschen ist und zudem mit einer Deutschen verheiratet ist. Am 11. kommt Pierre Brice nach Karlsruhe und spricht über sein“Wahres Leben“. Isabelle Jarry (25.) ist in Frankreichs Literaturszene längst eine feste Größe. Mit ihrem neuen Roman „Der Tag ist meine Nacht“(25.), der Geschichte einer Poetin, die nach dem Tod ihres Mannes im prosaischen Alltag zurecht zu kommen versucht, könnte sie auch in Deutschland bekannt werden. 
 
Den Untergang von Versailles schildert Chantal Thomas (16.), während sich Johannes Wilms (17.), der einstige ZDF-Kulturredakteur, in einem dickleibigen Buch des Aufstieg und des Falls von Napoleon Bonaparte annimmt und dies auf so süffige und gewitzte Weise, dass es eine wahre Leselust ist.  
 
Rufus Beck ist kein Franzose, sondern ein bekannter deutscher Schauspieler („Der bewegte Mann“) noch bekannter als sein Gesicht ist aber seine Stimme, die ihn zu einem der gefragsten Interpreten für Hörbücher macht. Auf der Bücherschau liest er am 12. aus Jules Vernes „Die Reise von der Erde zum Mond“. Die Kinemathek steuert zum Auftritt des Gastlandes eine Filmreihe mit französischen Filmen bei, die im „Kino“ im Prinz-Max-Palais in untertitelter Originalfassung zu sehen sind. 
 
Große Namen, große Themen 
Bastian Sick begegnet dem allgemeinen Sprachmißbrauch mit Witz, Der Autor der „Zwiebelfisch“-Kolumne von SPIEGEL ONLINE packt seine Sprachkritik in Geschichten, in launige Betrachtungen, die scheinbar auf Abwegen zum Ziel kommen. Damit sorgt er für einen Aha-Effekt nach dem anderen und oft auch für heitere Selbsterkenntnis. Das erste Büchlein mit den gesammelten Kolumnen („Der Dativ ist dem Genetiv sein Tod“) wurde ein Bestseller, die Fortsetzung ist ebenfalls lesenswert. Am 20. gibt Bastian Sick höchstpersönlich Deutsch-Nachhilfe.  
 
Das Einstein-Jahr geht zu Ende, Jürgen Neffe hat eine Biografie über den genialen Wissenschaftlers geschrieben, in dem man selbstverständlich nochmal nachlesen kann, was es auf sich hat mit der Relativitätstheorie und der Quantenphysik (24.)  
Einstein geht und die Fußball-WM kommt, auch dazu gibt es Bücher. Eines davon trägt den schönen Titel „Vorne fallen die Tore“,. Rainer Moritz (18.11.), derzeit Chef des Hamburger Literaturhauses, lädt ein zu einem literarischen Streifzug durch die Fußballgeschichte.  
 
Außerhalb des Landesgewerbeamts lesen Daniel Kehlmann und Bodo Kirchhoff. Im Literaturhaus im Prinz-Max-Palais liest Daniel Kehlman aus seinem neuen Roman „Die Vermessung der Welt“(22.), in dem er ausgehend von einer tatsächlichen Begegnung zwischen dem Naturforscher Alexander von Humboldt und dem Mathematiker Carl Friedrich Gauß zwei unterschiedliche Arten der Weltaneignung aufeinander prallen läßt. Der eine erkundet die Welt, der andere versucht sie in Formeln zu fassen. Bodo Kirchhoff, fast so etwas wie ein Star des Literaturbetriebs, kommt am 30. zu Mann-Mobilia (ja, das stimmt schon) , um den Erzählband „Der Sommer nach dem Jahrhundertsommer“, in dem frühere und neuere Texte von ihm versammelt sind. 
 
Was es sonst noch gibt 
Natürlich sind auch unsere lokalen Helden (siehe Terminkalender) der Literaturszene vertreten und das ist bei deren Qualitäten auch selbstverstäbdlich. 
Selbstverständlich ist es auch, dass viele kulinarische Extras geboten werden , wie z.B. am 25. Nov die Präsentation von Weinen aus Bordeaux - mit dabei ist Jean-Henri Schyler, Eigentümer des Weinguts Château Kirwan - und am 18. Nov eine (auch literarische) französisch - deutsche Bierprobe mit Harald Schwiers und Dr. F.G. Hoepfner.  
Außerdem im Programm: ein Tipp-Kick -Turnier im Foyer des Landesgewerbeamtes, ein reichhaltiges Angebot für Schüler, darunter die vom Landesmedienzentrum veranstaltete Schülerfilmwoche und natürlich einige Veranstaltungen für die ganz Kleinen, die wie jedes Jahr gut aufgehoben sind im Kinderland, das diesmal mit Originalillustrationen von Tino geschmückt ist. Und unerbittlich wie jedes Jahr gibt das Kasperletheater „Die Geschichte vom Zauberer Unerbittlich.“ Nähere und weitere Angaben finden sich im Klappe Auf-Kulturkalenderko