Schlachthof Bruchsal
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Kein Geld für kulturelle Nutzung´
1907/08 mit prägnanter Backsteinfassade errichtet, ist der Bruchsaler Schlachthof ein denkmalgeschütztes Industriebauwerk des Jugendstils. Hier wurde einst nicht nur geschlachtet, der Betrieb erzeugte auch seinen eigenen Strom und das Eis fürs Kühlhaus. Die Zeit der Fleischverarbeitung ist dort seit Anfang der 90er Jahre Vergangenheit. Schon damals hatte sich ein, heute nicht mehr existierender, Verein für eine kulturelle Nutzung des Bauwerks stark gemacht, organisierte Konzerte und Festivals auf dem Gelände, blieb letztlich jedoch erfolglos. Die Stadt verkaufte das Areal vor 15 Jahren an ein Privatunternehmen. Auch heute sieht mancher Bruchsaler in dem Bau mit seinen historischen Details wie Fleischlaufschienen einen idealen Raum für Kultur und jetzt auch die Gelegenheit neuen Anlauf zu seiner Realisierung zu nehmen. Hintergrund ist der zum Jahresende auslaufende Vertrag des Supermarkts, der zwar schon seit einigen Jahren leer steht, jedoch noch Mieter ist.
Wenn jetzt nicht gehandelt wird, wird das Gebäude möglicherweise für eine öffentliche (Mit-)Nutzung für lange Zeit verloren sein, so Rainer Kaufmann, seit vier Jahren Pächter von Kaufmanns Schlachthof, ebenfalls auf dem Schlachthofareal. In dem Wirtshaus mit Bühne und seiner Strada, der glasüberdachten Toreinfahrt, treten regelmäßig Kleinkünstler sowie lokale und internationale Bands auf, und zeitweilig war der Jazzclub dort zu Gast. Auch Willi die Bühne machte hier ihr Comedy- und Kabarett-Programm, für ihr Publikum wurde es hier zu klein, sagt Kaufmann. In einem Aufruf zu bürgerschaftlicher Initiative, um den zeitweiligen Supermarkt zum Kulturort zu machen, wendet er sich an alle, denen der Erhalt dieses einmaligen Baudenkmals als Räumlichkeit vor allem für öffentliche Events und lokale Kulturveranstaltungen am Herzen liegt.
Dass es Interesse und Bedarf bei den Kulturschaffenden vom Jazzclub über freie Theater bis hin zur Landesbühne nach weiteren Auftrittsorten neben dem Bürgerzentrum gibt, weiß auch die Stadtverwaltung. Sie teile das Bestreben, den Schlachthof als Kulturstätte zu reaktivieren, sagt Hauptamtsleiter Wolfgang Müller, auch der Oberbürgermeisterin ist dies wichtig. Die Frage sei allerdings, wie sich der Wunsch umsetzen und finanzieren lasse. In Anbetracht der Haushaltslage unterstütze die Stadt vermittelnd und beratend, tragen müsse sich eine mögliche kulturelle Nutzung aus sich heraus. Nichts Schlimmeres für ein Denkmal, als wenn es ungenutzt ist, betont Müller. Es ist ein wunderschönes Gebäude, eine kulturelle Nutzung müsste speziell auf eine Kleinstadt wie Bruchsal zugeschnitten sein, sagt Rüdiger Luft, Geschäftsführer der gleichnamigen Wohnungsbau-Gesellschaft, die Eigentümerin des Schlachthofs ist. Ich wäre grundsätzlich bereit, die Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen, aber nicht zu subventionieren, sagt er. Er sei kein Sponsor, sondern Unternehmer. Bringt mir Ideen, jeder redet von Kultur, aber ein Konzept liegt nicht vor, so Luft. afr