Schauspieldirektor Knut Weber
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Das gesprochene Wort als Basis
Mit dem Spielzeitende übergibt der in den Ruhestand scheidende Intendant Achim Thorwald die Leitung des Badischen Staatstheaters an Peter Spuhler, den bisherigen Leiter des Heidelberger Theaters. Mit Thorwalds Amtszeit endet auch die Ära des Schauspieldirektors Knut Weber, der der jahrelangen Sorgensparte des Hauses an der Baumeisterstraße zu neuer Attraktivität verhalf. Zum Abschluss und im Hinblick auf die baden-württembergischen Theatertage zieht der als Intendant nach Ingolstadt ziehende Theatermann im Gespräch mit der Klappe Auf Bilanz.
Herr Weber, nach neun Jahren endet Ihre Tätigkeit am Badischen Staatstheater, mit welchen Gefühlen kehren Sie Baden-Württemberg den Rücken´
Weber: Ich gehe mit einem weinenden und einem lachenden Auge. Ich hatte hier eine sehr gute Zeit, mit wunderbaren Menschen zusammengearbeitet und die Stadt lieben und schätzen gelernt. Aber ich freue mich auch darauf mit neuen Energien ein neues Theater aufzubauen.
Wie haben Sie in dieser Zeit die Karlsruher Kulturlandschaft und das Publikum erlebt´
Weber: Die Kulturlandschaft ist hier unglaublich reichhaltig, lebendig und facettenreich und hat sehr viel kreatives Potential. Das Schauspiel-Publikum hat sich über die Jahre verändert. Es ist uns gelungen, auch jüngere Menschen in das Theater zu bekommen und wir sind nicht zuletzt durch Einführungsveranstaltungen und Nachgespräche einen gemeinsamen Weg gegangen. Wenn mich mein Eindruck nicht komplett täuscht, wurde das Schauspielensemble vom Publikum regelrecht geliebt.
Was werten Sie in dieser Zeit als Ihren größten Erfolg, was bedauern Sie am meisten´
Weber: Mit unserer KA-downtown-Reihe ist es uns gelungen, das Theater in der Stadt an den unterschiedlichsten Orten zu den Menschen zu bringen und damit ein neues Publikum auch für unser Haus zu gewinnen. Zu bedauern hingegen ist, dass zu wenig Zeit blieb, die großartige Zusammenarbeit mit den französischen Theatern zu vertiefen.
Was nehmen Sie von Karlsruhe mit´
Weber: Ich gehe ziemlich ballastfrei nach Ingolstadt, was ich aber auf alle Fälle als große Hilfe mitnehme ist der Geist der Zusammenarbeit, den ich hier mit den anderen Kulturinstitutionen vor Ort erlebt habe. Und die Erfahrung, dass man mit einer Idee eine Stadt entflammen kann, wie das hier während der Kulturhauptstadt-Bewerbung der Fall war.
Bedauern Sie, dass Sie nicht als Nachfolger des Intendanten gefragt wurden´
Weber: Nein, die Zeit ist zu Ende, und die neun Jahre werden mir in guter Erinnerung bleiben.
Welche der in Ihrer Zeit am Schauspiel des Badischen Staatstheaters uraufgeführten Stücke werden auf deutschsprachigen Bühnen Bestand haben´
Weber: Wir haben sehr viele Stücke hier uraufgeführt und etwa mit dem Schlaglichter-Festival bundesweit viel Aufsehen erregt. Besonders aber waren die deutsch-französischen Theatertage für viele der französischen AutorInnen ein Sprungbrett, das ihnen den Weg in die deutschsprachigen Szene erleichterte.
Hat sich im vergangenen Jahrzehnt Ihres Erachtens die deutschsprachige Theaterlandschaft gewandelt´
Weber: Die Reise geht derzeit weg vom klassischen Text hin zu den Spezialisten des Alltags und zur Arbeit mit Laien und Chören. Ich werde jedoch meiner Linie, das gesprochene Wort als Basis zu nehmen und dem Autor Respekt zu zollen, treu bleiben. Die Tendenz zur Öffnung und ein Rückbezug auf das Politische im Theater finde ich prinzipiell aber gut. Dass freilich in den vergangenen Jahren einige Häuser oder Sparten verschwanden, beängstigt für die Zukunft. Es zeigt die zunehmende Bereitschaft der Politiker, ihren Haushalt durch Einsparungen in der Kultur zu konsolidieren. Dass dies freilich zu nichts führt, da die Kulturhaushalte der Kommunen dafür insgesamt viel zu unbedeutend sind, kann eigentlich auch jeder erkennen.
Zum Abschied der Ära Thorwald/Weber hat das Badische Staatstheater als Gastgeber der Baden-Württembergischen Theatertage noch einmal Theater satt auf dem Programm. Welchen Stellenwert messen sie diesem tourenden Ereignis zu´
Weber: Einen immensen, denn hier kann das Theater seine ganze Kraft und Vielfalt entfalten, gerade in Baden-Württemberg, wo die Theater auf sehr hohem Niveau arbeiten. Hier kann man sehen, was verloren ginge, wenn man deren wirtschaftliche Basis in Frage stellt. Wir selbst sind das erste gastgebende Haus, das direkt zum Festivalthema ungerecht Produktionen erarbeitet. In Zusammenarbeit mit Gerichten und Hochschulen versuchen wir noch einmal, die Energien dieser Stadt zu bündeln, und zu zeigen, dass man aus einem scheinbar so unsexy daherkommenden Thema theatralisch sehr reiche Früchte schlagen kann. Ungerechtigkeit in allen möglichen Facetten ist in Deutschland das zentrale Thema und wir stoßen damit spielerisch in den Kern einer gesellschaftlichen Diskussion. Mit der Straßenbahn als Spielort haben wir unsere KA-downtown-Reihe begonnen, in diesem Verkehrsmittel sind wir nun zum Abschluss nochmals mit dem Stadtraum-Projekt Karlsruhe - Stadt der Gerechten im Herzen der Stadt unterwegs.