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Der Grazer Thomas Glavinic ist einer der unterhaltsamsten deutschsprachigen Gegenwartsautoren und immer für eine Überraschung gut. In seinem neuen Roman begibt sich der Held, der weitgehend identisch mit dem Autor ist, zusammen mit einem Fotografen auf eine lange Busfahrt an den bosnischen Pilgerort Medjudorje, inmitten von zahlreichen Gläubigen, die ihnen auf die Dauer gehörig auf die Nerven gehen. Doch bei der Flucht vor dem religiösen Zirkus geraten die Beiden vom Regen in die Traufe. Am 4. ist Thomas Glavinic zu Gast im KOHI-Kulturraum am Werderplatz und setzt damit die Reihe Lesung Süd von Literarischer Gesellschaft und Stephanus-Buchhandlung fort.
An Martin Mosebach scheiden sich die Geister. Dabei wirkt der stets korrekt gekleidete Herr so, als könne er keiner Fliege etwas zuleide tun. Aber mit seinem Bekenntnis zur alten katholischen Liturgie und seiner mehrfach bekundeten Abneigung gegen die 68er-Generation fällt er aus dem Mainstream der deutschen Literaturszene heraus. Gegen die Entzauberung der Welt ist auch sein neuestes Buch gerichtet. In Als das Reisen noch geholfen hat schildert er Reisen in der realen Welt wie auch geistige Reisen beim Romanlesen. Dabei kommt er weit herum und der Leser mit ihm. Am 6. macht der Reisende Station im Literaturhaus Karlsruhe.
In Zusammenarbeit mit der Stephanus-Buchhandlung kommt am 25. ein weiterer literarischer Hochkaräter ins Prinz-Max-Palais. Mit seinem Romanprojekt Das alte Jahrhundert hat sich Peter Kurzeck (Jahrgang 1942) nicht weniger vorgenommen als ein umfassendes Bild der (west)deutschen Nachkriegsgeschichte zu zeichnen. In Vorabend, dem fünften von zwölf geplanten Bänden, lässt er die Geschichte der fortschrittsgläubigen 60er- und 70er-Jahre Revue passieren in dem ihm eigenen Stil, der einen glauben macht mit am Küchentisch zu sitzen, wenn im Kreis von Freunden von damals erzählt wird. Und damit nicht genug. Nach dem Georg-Büchner-Preisträger von 2007 (Mosebach), dem aktuellen Grimmelshausen-Preisträger (Kurzeck) kommt mit Julia Franck, auch noch die Preisträgerin des Deutschen Buchpreises von 2007, ins Literaturhaus. Am 27. stellt sie ihren brandneuen Roman Rücken an Rücken vor. Es ist die Geschichte von Käthe, der jüdischen Bildhauerin, die als überzeugte Kommunistin Ende der 50er-Jahre in die DDR zieht, und ihren beiden Kindern Thomas und Ella, die ganz andere Lebensträume als ihre Mutter entwickeln. Und eines Tages steht da die Mauer...
Herbststimmung verbreitet am 8. ein lyrisch-musikalischer Abend mit Paul Blau (Martin Schmitt), Salabam und Karita Guzik im A&S-Bücherland (Rintheimer Str.19) mit einer Collage aus Gedichten und Prosaminiaturen, Klavier-Impressionen und Chansons. Der Titel Aus Nebelfäden und feinem Gold gibt einen Eindruck von der bittersüßen, melancholischen Atmosphäre, die die drei Künstler heraufbeschwören wollen.
Franz Josef Jung der Name kommt einem irgendwie bekannt vor. Richtig, der CDU-Politiker war Bundesverteidigungsminister, bevor der Freiherr von Guttenberg das Amt übernahm, und konnte sich wegen der Kundus-Affäre im Amt als Arbeitsminister nicht lange halten. Aber darum geht es nicht, wenn Franz Josef Jung am 4. (19 Uhr) auf Einladung des Roncalli-Forum im Heinrich-Hansjakob-Saal (Ständehausstr.4) auftritt. Dann liest er aus seinem Buch, in dem er schildert, wie er als damaliger Generalsekretär der hessischen CDU die Wende und den Einigungsprozess, den er mitgestaltete, vor über zwanzig Jahren erlebt hat.
Am 19. lädt LiteraDur in Waldbronn zu einer besonderen Lesung ins Kurhaus (Etzenroter Str.2.) ein. Die Ettlinger Autorin Petra Busch, die für ihren Debütkrimi Schweig still, mein Kind Kritikerlob und ein paar Lorbeeren erntete, stellt ihren neuen Krimi Mein wirst du bleiben vor, zusammen mit dem Schauspieler Gerd Keßler und einem Vertreter des Verlages Droemer.
Die etwas andere Buchhandlung LiteraDur (Marktplatz 11) Waldbronn ist Schauplatz eines unterhaltsamen Streifzugs durch die deutsche Lyrik am Di 4. mit Sven Puchelt und Petra Sieb-Puchelt. Die beiden Musiker aus Waldbronn, die u.a. in der Band Lismore mitmischen, verbinden die Rezitation von komischen Gedichten (u.a. von Goethe, Morgenstern und Eugen Roth) mit Folkmusik.
Die Buchhandlung in Ettlingen macht im Herbst ein Programm, das sich sehen und hören lassen kann. Im Veranstaltungssaal der Stadtwerke Ettlingen (Hertzstr.33) stellt John von Düffel, der mal kurzzeitig Karlsruher war, am 12. seinen neuen Roman Goethe ruft an vor, eine komödiantische Geschichte über die Jagd nach dem literarischen Erfolg. Die weiße Massai Corinne Hofmann präsentiert dort am 20. ihr neues Buch zu ihrem Dauerthema Afrika, meine Passion und die Wissenschaftsjournalistin Cornelia Stolze fordert am 25. Vergiss Alzheimer, in dem sie die vermeintliche Krankheit als von Ärzten, Wissenschaftlern und Pharmafirmen lanciertes Etikett für eine ganze Reihe von Symptomen entlarvt, gegen die noch kein Kraut gewachsen ist. Im Ettlinger Heisenberg-Gymnasium (Am Lindscharren 8-10) liest Zeit-Kolumnist Harald Martenstein am 27. aus seiner neuen Glossensammlung Ansichten eines Hausschweins. Im Albert-Magnus-Gymnasium (Middelkerkerstr.1-5) stellt Jörg Dräger, ehemaliger Wissenschaftssenator in Hamburg, sein Buch Dichter, Denker, Schulversager vor, in dem er Wege aus der Bildungskrise aufzeigt. Die Buchhandlung (Schillingsgasse 3) selbst ist am 11. Schauplatz einer Lesung der SWR-Kulturedakteurin Natalie Knapp, die in ihrem Buch ausgehend von physikalischen Erkenntnissen einen Quantensprung des Denkens propagiert.
Zu Gast in der Stadtbibliothek Ettlingen (Obere Zwingergasse 12) ist am 28. der gebürtige Senegalese Ibrahima N´Diaye, genannt Ibo, der in einer Mischung aus Erzählkunst, Pantomime, Percussion, Tanz und Gesang Afrika-Impressionen wachruft.
Ein Herr namens Kluftinger ist der derzeit populärste Allgäuer, dabei gibt es ihn in Wirklichkeit gar nicht. Aber die Krimis um den etwas verschrobenen, bodenständigen Kommissar sind Bestseller und ein Ende der Erfolgswelle für das Autorenduo Volker Klüpfel und Michael Kobr ist nicht abzusehen. Am 3. (19.30 Uhr) kommen die Beiden ins Tollhaus und stellen ihren neuen Krimi Schutzpatron in der bewährten Mischung aus Lesung und Comedy vor.
Die Empfehlung des lesereichen Monats ist die Karlsruher Lesenacht im U-Max (dem früheren Kino) im Prinz-Max-Palais. Da lesen nämlich am 15. (ab 18 Uhr) etwa ein Dutzend Autoren aus Karlsruhe und Umgebung und das ist wie frühere Lesenächte gezeigt haben, unterhaltsam und kurzweilig (bei freiem Eintritt).
Wenn nicht anders angegeben, beginnen die Veranstaltungen um 20 Uhr.