Konzertbesprechung
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Deep Purple in Stuttgart
Von wegen Rentner! Trotz grauer Haare rocken Deep Purple noch immer kraftvoller als die allermeisten anderen Bands. Während bei manchen Rocklegenden heute ihre Konzerte eher in ein lauwarmes Abspulen alter Hits versumpfen, wie es Coverbands in Kneipen teilweise frischer hin bekommen, zeigen die Oldtimer von Deep Purple noch immer der Musikwelt, warum sie zu den ganz Großen zählen. Als Vorgruppe spielten am 1.12. in Stuttgart Edguy 45 Minuten lang ein ordentlich rockiges Konzert vor einem Publikum, das deutlich älter als die Musiker war. Doch sobald dann die alten Herren selbst die Bühne betraten, konnte man den Klassenunterschied von der ersten Minute an hören. "Fireball", mit Vollgas gespielt, ohne Rücksicht auf Radarkontrollen, hob den Adrenalinspiegel in der Schleyer-Halle sofort in himmlische Höhen, und das nahtlos darauf folgende "Into the Fire" müsste eigentlich sofort als Live-Single veröffentlicht werden, so viel stärker ist es nun als die jahrzehntealte Albumversion. Die erste halbe Stunde rockte die Band durch, ohne Luft zu holen. Keine Ansagen, noch nicht einmal eine "Leerrille" zwischen den Stücken. Dann ein paar kurze Worte an das Publikum, und schon ging es ohne Pause weiter. Deep Purple muss sich nicht auf das Abfeiern der Hits aus den 70er Jahren beschränken. Auch Stücke aus den letzten paar Jahren passen nahtlos ins Programm. Sänger Ian Gillan und Schlagzeuger Ian Paice waren damals schon auf dem besten DP-Album "Made in Japan" dabei, Roger Glover gehört auch schon zu den alten Bandmitgliedern, Don Airey ersetzt seit vielen Jahren ohne Unterschied den 2012 verstorbenen Keyboarder Jon Lord, und seit vor einigen Jahren Steve Morse auf Richie Blackmore folgte stimmt die Chemie in der Band wieder. Alte Herren? Den allermeisten Schlagzeugern der aktuellen Bands würden nach einer halben Stunde die Arme abfallen, wenn sie so trommeln würden wie der 64-jährige Ian Paice. Der wird von Jahrzehnt zu Jahrzehnt stärker. Entweder er nimmt ein Dopingmittel, mit dem Lance Armstrong schon einen Tag früher das Ziel der Tour de France erreicht hätte, oder er verbringt täglich Stunden im Fitnessstudio. Vergleicht mal auf youtube "The Mule" 2012 mit der klassischen Live-Version! Wahnsinn! Dass man auch spontane Ideen einbauen kann, zeigte Don Airey in seinem Keyboard-Solo, als er in der von Eisenbahn-Chaos geplagten Autostadt "Auf de schwäbsche Eisebahne" spielt und damit das Publikum ausflippen lies. Mit Ausnahme von "Highway Star" und dem nur kurz im Gitarrensolo (!) angespielten "Child in Time" fehlte in dem zweistündigen Programm keiner der großen Hits. Und am Ende wurde das aus der noch nicht so rockigen Anfangszeit der Band stammende "Hush" in einer energiegeladenen Kraftpackung neu zelebriert. Diese Rentner sind ein Jungbrunnen! -gk