Karlsruher Stadtwiki
"Kürzlich haben wir New York überholt", sagt Hauke Löffler und meint damit das Karlsruher Stadtwiki (http://ka.stadtwiki.net), nach eigenen Angaben mit über 4100 Artikeln (Stand 15. Januar 2005) das größte der Welt.
Dabei ist das Stadtwiki nicht einmal zwei Jahre alt. "Am Anfang stand der Server neben meinem Bett", erinnert sich Löffler, der ursprünglich ein privates Wiki anlegte. "Die Idee wurde von ein paar Leuten aufgegriffen, wir haben einen Sponsor gefunden, der einen guten Server finanziert und nutzen die Original-Wikipedia-Software." Jede Woche kommen etwa hundert Artikel dazu, Löffler räumt ein, dass darunter viele Artikel über Straßen sind sowie über einzelne Jahre ("Was geschah 1967´"). "Es gibt aber auch Themen, die bislang niemand im Netz aufgegriffen hat", so Löffler, "etwa über einen Sportverein oder eine Kneipe."
Der Anspruch des Stadtwikis ist hoch: "Wir wollen ein Lexikon sein, das zugleich aktuelle Information bietet", sagt der 19-Jährige. Rechnet man Spam-Einträge durch Roboter ab (etwa Werbung für Potenzmittel), die eliminiert werden, sobald sie bemerkt werden, so hat das Karlsruher Stadtwiki derzeit über 200 registrierte Bearbeiter, eine Menge anonymer Mitarbeiter kommt hinzu - diese allerdings können keine Bilder hochladen. Ob ein Eintrag, etwa über die Marie-Luise-Kaschnitz-Straße, inhaltlich richtig ist, kontrolliert jeder, der will - "die häufigsten Fehler sind Zahlendreher".
Fakeeinträge, Hoaxes, also das was man früher "Zeitungsenten" nannte, gibt es keine, weil sich niemand für Fälschungen interessiert und diese nicht verlinkt, also mit Quellenangaben versehen werden können: "Was nutzt es, wenn jemand einen Lexikonartikel über eine erfundene Person schreibt´" Nur gelegentlich greift Löffler als Administrator ein und sperrt Beiträge, beispielsweise von "Menschen, die Heilsbotschaften mitteilen wollen" oder Artikel "Linksradikale gegen Rechtsradikale und umgekehrt". In einem Fall hat Löffler einen Artikel auf die Faken zusammengestrichen und auf die Diskussionsseite verwiesen, die es zu jedem Artikel gibt. Beiträge, die nicht mehr aktuell sind, werden nicht gelöscht: "Wahrscheinlich ist das Stadtwiki die einzige Internet-Seite, die in ein paar Jahren noch Informationen über den Karlsruher Urolisken bietet."
Neuerdings ist Hauke Löffler Vorsitzender der "Gesellschaft zur Förderung regionalen Freien Wissens", einem Verein, der sich unter anderem das Ziel gesetzt hat, neue Stadtwikis zu unterstützen, etwa für die Rhein-Neckar-Region oder Pforzheim.
"Von Beginn an waren wir kostenlos, werbefrei, hatten aktuelle Software und waren barrierefrei, das heißt, dass sich blinde Menschen mit spezieller Software Wikieinträge vorlesen lassen können". Dass andere Stadtwikis bei "ein paar hundert Artikeln rumdümpeln", während das Karlsruher einen Rekord nach dem anderen bricht, liegt vor allem an den Mitarbeitern. Löffler betont, dass dies nicht nur Studies sind: "Bei den regelmäßigen Treffen findet sich eine bunte Truppe ein." Was ist, falls das Interesse abflachen sollte, wie in anderen Städten´ Löffler sieht darin kein Problem: "Die Infos gehen nicht verloren, die Geschichte der Stadt ändert sich nicht, und ein Artikel über "Das Fest" 2004 ist immer aktuell." Außerdem:
"Wenn es heute Mitarbeiter gibt, gibt es auch morgen welche." maske