Archiv Ausgabe September 2005 Verschiedenes Meldungen

Roth, Patrick

Pendeln L.A. - KA

KA und L.A. - Film und Literatur, der 1953 in Freiburg geborene und in der Fächerstadt aufgewachsene Schriftsteller und Regisseur ist im September ausführlich in alten Heimat zu erleben, mit einer Veranstaltungsreihe in der sich seine Interressensgebiete aufs Innigste verschränken. 
 
Der Autor Patrick Roth pendelt nicht nur zwischen zwei voneinander entfernten Wohnorten, Los Angeles und Karlsruhe, auch geistig scheint er - mindestens - in zwei Welten zu leben. In seinem Werk greift er in archaisierender Sprache biblische Motive auf, zugleich wimmelt es darin von Anspielungen auf Filme, die den erklärten Filmfan nachhaltig beeindruckt haben. 
 
Im September kommt der Wahlamerikaner mit dem profunden europäischen Bildungshintergrund und der cineastischen Ader wieder nach Karlsruhe zu einer besonderen, kombinierten Lese- und Filmreihe. Im Literaturhaus im Prinz-Max-Palais stellt er an drei Abenden, am 19. (20 Uhr), 20.(20 Uhr) und 23.(21 Uhr!) seinen Vorlesungszyklus „Zur Stadt am Meer“ vor. In diesen Vorträgen, die im Rahmen der Heidelberger Poetikdozentur im letzten Wintersemester entstanden sind, reflektiert er anknüpfend an seine Frankfurter Poetikvorlesung „Ins Tal der Schatten“ die Grundlagen seines Schaffens, die Rolle, die das Unbewußte dabei spielt, und die Funktion der Bilder.  
 
Die Vorträge tragen die Titel „Traum und Alchemie“, „Suspense“ und „Sunrise“. Die Kinemathek Karlsruhe bietet begleitend dazu in ihrem „Kino“ im Prinz-Max-Palais eine Reihe mit Filmen an, auf die sich Patrick Roth in seinen Vorträgen bezieht.  
 
Es sind dies: „L´eclisse“(14., 19 Uhr/15., 21.15 Uhr/17., 19 Uhr), ein frühes Meisterwerk von Michelangelo Antonioni (der Titel der deutschen Fassung, die gezeigt wird, ist „Liebe 62“). Der 1962 entstandene Spielfilm entwickelt seine Handlung ganz aus dem Atmosphärischen. Vittoria (Monica Vitti), die gerade ihrem Verlobten den Laufpass gegeben hat, wandelt ziellos durch die Straßen Roms, das sich gerade in eine moderne Stadt verwandelt.  
 
„Sunrise“, der erste amerikanische Film des deutschen Stummfilmgenies Friedrich Wilhelm Murnau, gilt als einer der schönsten Filme der 20er Jahre. Murnau hat die Erzählung „Die Reise nach Tilsit“ von Hermann Sudermann ins ländliche Amerika übertragen und in betörende Bilder übersetzt.  
 
Zur einmaligen Vorstellung der Originalfassung am 18. (19 Uhr) gibt es eine Einführung von Patrick Roth, der auch gleich darauf um 21.15 Uhr zum Hitchcock-Klassiker „Vertigo“ über eine schwindelerregende Liebe ein paar Worte verliert. Der Film (in Originalfassung) wird auch noch mal am 21. um 19 Uhr gezeigt.  
 
Die Filmreihe schließt mit einer Vorstellung (nebst Einführung von Patrick Roth) von „Das grüne Leuchten“(23., 19 Uhr), ein vor zwanzig Jahren entstandener Film von Eric Rohmer, der in seiner bekannten dialogreichen, ereignisarmen Manier eine junge Frau porträtiert, die nicht so recht weiß, was sie mit sich und den Sommerferien anfangen soll. 
ko