Archiv Ausgabe September 2005 Verschiedenes Meldungen

Hörkino

neue Veranstaltungsreihe

Nach den Erfolgen öffentlicher Hörspielveranstaltungen in verschiedenen Städten, aber auch vereinzelten Veranstaltungen in Karlsruhe, startet am 11. September die Reihe SWR2-Hörkino in der Kinemathek mit einer Uraufführung und anschließendem Publikumsgespräch. Ab Oktober sind dann an jedem dritten Sonntag im Monat ab 17.30 Uhr aktuelle Produktionen der SWR-Hörspielredaktion zu hören. Bis Dezember stehen drei Krimis und ein literarisches Hörspiel auf dem Programm. 
 
Klappe Auf präsentiert SWR2 HörKino im Kino im Prinz-Max-Palais 
 
Jeder seinen eigenen Film
 
 
Zum Auftakt präsentiert SWR2-HÖRKINO das zweiteilige Hörspiels „Nr. 89 - unbekannt“ nach dem gleichnamigen Kriminalroman von Elmore Leonard, der im Oktober 80 Jahre alt wird. Leonard, den die New York Times als „größten lebende Kriminalautor“ feiert, lieferte die Vorlagen zu Kinohits wie „Schnappt Shorty“, „Jackie Brown“ oder „Out of Sight“. In „Nr. 89 – unbekannt“ geht es um die spannenden Ermittlungen des Gerichtszustellers Jack Ryan, der einen gewissen Robert Leary sucht. Dieser, so stellt sich bald heraus, ist ein mehrfacher Mörder. Als Ryan Leary endlich begegnet, liegt er tot im Leichenschauhaus mit einem Zettel um den großen Zeh: „Nr. 89 – unbekannt“. Doch damit fängt der Fall erst richtig an… Für die Klappe Auf unterhielt sich Johannes Frisch mit SWR2-Pressesprecher Georg Brandl über den Start der neuen Veranstaltungsreihe. 
 
Die Form des Hörspiels ist eigentlich für das Medium Radio gemacht, das man in der Regel zu Hause konsumiert. Da kann man sich völlig privat auf das Sofa flätzen, warum gehen Sie mit Ihren Hörspielen in den öffentlichen Raum´  
Georg Brandl: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass das gemeinsame Erleben eines Hörspiels im öffentlichen Raum ein etwas anderes Hören ermöglicht. Wie als Kinobesucher nimmt man gemeinsam an einer Geschichte teil, nur, dass jeder seine eigenen Bilder im Kopf entwickelt und jeder sozusagen seinen eigenen Film sieht. Wenn man sich anschließend darüber austauscht, merkt man, wie unterschiedliche Dinge sich bei den einzelnen Hörern einstellen und welche verschiedenen Dimensionen ein Hörspiel haben kann. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass diese Präsentation beim Publikum Zuspruch findet, und die Leute es durchaus mögen, aus dem Haus zu gehen, um ein Hörspiel zu genießen. 
Wieso bleiben Sie mit den Hörspielpräsentationen nicht in Ihren eigenen Räumen in der Kriegstraße, sondern gehen in Das Kino´ 
Brandl: Zunächst einmal ist in unserem Studio der große Saal für so etwas zu groß und das Hörspielstudio zu klein. Wir sind im Mannheimer Planetarium sehr erfolgreich mit unserer Reihe „Hörspiel unterm Sternenhimmel“, und es ist uns wichtig potentielle HörerInnen in Räumen abzuholen, in denen sie uns normalerweise nicht begegnen. Wir haben aber mit unserer Reihe bewusst den Kinoraum gewählt, um hier die Analogie des „Hörkinos“ zum normalen Kinobesuch deutlich zu machen.  
Das Kino bietet ja mit der Surround-Technik bereits eine akustische Möglichkeit, die über den gegenwärtigen Radiotechnik hinausgeht. Könnte diese Möglichkeit auch für öffentliche Hörspiel-Aufführungen in Frage kommen´ 
Brandl: Grundsätzlich eignet sich das Hörspiel natürlich hervorragend für die Fünfkanal-Technik, weil sie das akustische Medium so richtig zu sich selbst kommen lässt. Anders als beim Kino, wo sich die Hauptaufmerksamkeit immer nach vorne auf die Leinwand richtet, kann im Hörspiel die Räumlichkeit voll zum tragen kommen, doch bisher gibt es noch kaum Hörspiele in diesem Format und wir haben uns zunächst auf aktuelle Produktionen beschränkt, die wir teilweise noch vor dem eigentlichen Sendetermin als Uraufführungen präsentieren.“