"Around Public Places"

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Ist die Kommunikation "ehrlich", "direkt" und "zielorientiert", scheitert jeder Versuch von höflichem "small talk". Es dominiert der Authentizitätswahn. Der Befindlichkeitsterror steht auf der Tagesordnung. 
Die Prämissen erfolgreicher Zivilisierung (in erster Linie: gutes Benehmen/ die Kunst der Schauspielerei) werden nicht respektiert. Genau in diese Richtung bewegt sich die gegenwärtige Spaß- und Konsumgesellschaft.  
In Hinsicht auf das Verhalten von Menschen im öffentlichen Raum wählte Jürgen Stäudtner (geb. 1967 in Würzburg) seine Motive aus einer Vielzahl von über 2.000 fotografischen Aufnahmen aus.  
Im Unklaren bleibt, ob es sich um geheuchelte, vorgetäuschte, spontane oder echte Kommunikation handelt. Stäudtner überlässt diese Interpretation dem Betrachter. Dieser muss das tausendfach Gesehene "neu" sehen. Auf den ersten Blick sind die Personen auf Jürgen Stäudtners Bildern ebenso dialogbereit wie sich durchsetzend und selbstbehauptend. Sie stehen für sich. Sie schauen. Sie flanieren. Sie treffen jemand. Sie schlendern weiter. Mit einer außerordentlichen Distanziertheit schildert Stäudtner das Geschehen im urbanen Kontext. 
Der innerste Grund bleibt dunkel: Wehren sich die Menschen gegen die Zumutung, sich andauernd verändernden Rollenerwartungen anzupassen, mit Gelassenheit bzw. erlernter Gleichgültigkeit´ Oder sind sie pseudo-intim, sind sie zu allen Mitmenschen gleich undistanziert´ (d.h. wird die Szene von der "Tyrannei der Intimität" beherrscht, vgl. Richard Sennett). 
Ist der öffentliche Raum, wie ihn Stäudtner malt, eine Idylle, ein Arkadien´ Oder eine "Sicherheitsinsel", die man mit gespielter Dancefloor-Party-Fröhlichkeit durchquert, um sich unbewusst von den bösartigen Aspekten des Turbokapitalismus abzulenken: Isolation, Anonymität, soziale Kälte, soziale Überflüssigkeit, Selbsthass. 
Wie gesagt, mit dieser Ambivalenz wird der Betrachter der (komponierten/ konstruierten) Bilder von Jürgen Stäudtner alleingelassen. 
 
Jürgen Stäudtner, Around Public Places, Galerie Heinz-Martin Weigand, Mühlenstr. 31, Ettlingen Di-Fr 13-19, Sa 11-14:30