Archiv Ausgabe August 2007 Verschiedenes Meldungen

Theater in der Orgelfabrik

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“Der Proceߔ

„Jemand mußte Josef K. verleumdet haben, denn ohne, daß er etwas Böses getan hätte, wurde er eines Morgens verhaftet.“ Diese Ereignis - “K. lebte doch in einem Rechtsstaat, überall herrschte Friede, alle Gesetze bestanden aufrecht, wer wagte  
ihn in seiner Wohnung zu überfallen´“ - bestimmt von nun an sein Leben. Alles, was er tut und denkt, dreht sich um die Behörden, die Schuld, das Gesetz.  
Das Theater in der Orgelfabrik zeigt ab 18. seine Interpretation des vielschichtigen Romans „Der Proceߓ. „Wir sind Kafka-Fans, wir wissen, was wir meinen, und wir hoffen, dass die Zuschauer Verschiedenes für sich herausnehmen“, sagt Gabriele Michel, die mit Franco Rosa als Autorenteam den Text dramatisiert hat. Sie ist sicher: Was Josef K. empfindet, bietet gerade für Jugendliche viele Identifikationspunkte, und das Erleben permanenter Kontrolle und Willkür durch eine überreale Macht, den Staat, ein höheres Gericht, ist sehr aktuell. Sich ohne Schuld verfolgt zu sehen - „Meine Unschuld vereinfacht die Sache nicht, sagt K.“ - und der Punkt, dass alle Dinge im Kopf passieren, die K. aus seinem bisherigen Leben gleiten lassen, gehören für Michel zu den spannendsten Momenten des Textes.  
Wer skeptisch ist, ob sich Prosa überhaupt für die Bühne verwandeln lässt, hatte im Theater in der Orgelfabrik schon mehrfach Gelegenheit mitzuerleben, dass es gelingen kann. Gerade die letztjährige Produktion, nach Thomas Manns „Tod in Venedig“, überzeugte in dieser Hinsicht rundweg. So wird auch im „Proceߓ nach Kafka dessen prägnante Sprache beibehalten, während die Orgelfabrik ins Licht eines unerklärlichen Gerichtsorganismus getaucht wird. Bei aller Düsternis verweist das Durlacher Autorentheater allerdings darauf, dass Kafka selbst, wie Max Brod sich erinnerte, beim Vortrag aus dem „Proceߓ einst vor Lachen „weilchenweise nicht weiterlesen konnte“.  
20 Jahre ist es her, seit Michel und Rosa das alte Fabrikgemäuer im eiskalten Januar 1987 erstmals mit einer Theaterproduktion belebten. Lange Jahre bestimmte der Kampf ums Geld und damit ums künstlerische Überleben das fortan im Sommer agierende Ensemble genauso stark wie der Spaß an der freien kreativen Arbeit. Als Ergebnis einer Evaluierung durch das Kulturreferat freut sich das Autorentheater jetzt über eine finanzielle Ausstattung, durch die sich wie durch die herausragenden Besucherzahlen 2006, so Michel, endlich „das Gefühl von Anerkennung“ vermittelt. -afr  
 
>Theater in der Orgelfabrik, 18. August (Uraufführung) - bis 6.Okt jeden Freitag und Samstag um 20:30 Uhr 
(Sondervorstellungen nach Vereinbarung bis 18. Oktober), Amthausstraße 19, Karlsruhe-Durlach, Karten-Telefon 0721/40 14 43.