Archiv Ausgabe August 2007 Verschiedenes Herbies Cartoon

„Doping“

Ich kann dieses Wort nicht mehr hören..... 

Die Reporter von ARD und ZDF redeten von fast nichts anderem, während sie von der Tour de France berichteten. Früher gaben sie zwischendurch Anekdoten und Bemerkenswertes aus über hundert Jahren Tourgeschichte zum Besten, wenn das Renngeschehen nicht gerade die volle Aufmerksamkeit erforderte, auch dies und das über das Privatleben der Sportler. Heutzutage erfährt man nur noch, wer wann mal unter Dopingverdacht gestanden hat oder gesperrt wurde.  
Es ist, als würde der Kellner in die Suppe spucken, die er gerade serviert. „Nein danke, könnten Sie das bitte zurücknehmen und mir die Suppe ohne Spucke bringen“. „Geht nicht“, sagt der Kellner, „die Suppe ohne Spucke ist aus, aber Spucke ohne Suppe haben wir noch.“ Eine hysterisierte Öffentlichkeit nimmt auf einmal wahr, dass der Hochleistungssport mit gewissen Tricks und chemischen Hilfsmitteln arbeitet.  
Der Blick ins eigene gut bestückte Medizinschränkchen könnte viele Normalverbraucher davon überzeugen, dass sie selbst so einigen Mittelchen brauchen, um die Ebenen und Hügelchen des ganz normalen Alltag zu bewältigen und nicht etwa den Galibier (2645 m) oder Alpe d´Huez, (1850 m), um mal zwei Höchstschwierigkeiten der Tour de France zu nennen.  
Schon die Rolling Stones sangen vor vierzig Jahren über „Mothers Little Helper“ („And as she´s not really il/ There´s a little yellow pill/ She goes running for the shelter/ Of a mother´s little helper/ And he helps her on her way/ Getting through a busy day“) und niemand kam auf die Idee die gedopten Mütter aus dem Verkehr zu ziehen oder Mütter überhaupt unter Generalverdacht des Dopings zu stellen.  
Aber seit deutsche Radfahrer Doping eingestanden haben und der einstige Publikumsliebling Jan Ullrich einen verbalen Eiertanz nach dem anderen hingelegt und sich dabei nicht mit Ruhm bekleckert hat, ist die Stunde der selbstgefälligen Saubermänner, die in ihrer moralischen Überheblichkeit nicht einmal mehr in Betracht ziehen, dass es verdammt schwer ist so etwas wie Schuld zu empfinden, wenn man das gemacht, was die anderen auch gemacht haben und was damals, als man es gemacht hat, noch nicht einmal illegal war.  
Nun aber soll man Asche auf sein Haupt streuen und bekommt den Tritt hinterher, während die, die vor sich hin schweigen, und die nicht dummerweise eine Blutkonserve bei einem gewissen spanischen Arzt hinterlegt haben, sich im Glanze ihres einstigen Ruhms sonnen können. Ich nenne nur mal den Namen Lance Armstrong. Und selbst, wenn es so wäre, dass keiner im Fahrerfeld der Tour de France ungedopt über die Runden und über die Berge gekommen ist, so würde dies meinen Respekt nicht wesentlich schmälern vor Sportlern, die eine schier unglaubliche Energieleistung vollbringen, und dabei in der Regel den Bruchteil dessen verdienen, was ein Fußballspieler der Bundesliga kassiert, selbst wenn er die ganze Saison über die Bank drückt .  
Die Einflussnahme, die Blutdoping oder die Einnahme illegaler Substanzen darauf haben, bewegt sich doch wohl allenfalls im Promillebereich. Wenn es anders wäre, würde man sie gern selbst haben diese Wundermittel, die aus kleinen Wichteln Supermänner machen.  
Wer im Sport Erfolg haben will, nicht nur im Radsport, der muss vor allem trainieren, trainieren, trainieren. Wer immer bei der Tour de France gewonnen hat, genießt meinen Respekt, noch größer ist mein Respekt vor denen, die auf den letzten Plätzen die Tour überstanden haben.  
Das müssen Riesen an Selbstüberwindung sein – und die Kraft um das zu leisten, kann man nicht in der Apotheke kaufen. Wenn Sie es nicht glauben, fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Aber ich bin überzeugt: Obelix´ Zaubertrank ist derzeit nirgends im Angebot.  
Ja, ja, mag schon sein, dass ein dopingfreier Sport eine schöne Sache ist. Und wenn verschärfte Bestimmungen und verstärkte Kontrollen dazu führen, bitte schön!  
 
 
 
Die ARD- und ZDF-Reporter - und das gilt sinngemäß jetzt auch für die Kollegen von Sat1 und Eurosport - die den leichtesten Job bei der Tour haben, glauben aber offenbar, sie könnten diesen Zustand herbeireden. In Wirklichkeit sorgen sie dafür, dass man bald nichts davon hören will, vom Doping nicht und von ihnen auch nicht.