Archiv Ausgabe Oktober 2008 Verschiedenes Meldungen

Säfte mit Geschmack

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Gewürzluiken und Streuobstwiesen

Wenn Vincent, der allseits beliebte Fernsehkoch aus dem Ländle einen Apfelstrudel backen will oder sonst in einem Gericht Äpfel verwendet, schwört er auf Gewürzluiken. Sie sind knackig und überzeugen durch ihren saftigen, würzigen Geschmack und ihre frische Säure. Die historische, in Südwestdeutschland ehemals verbreitete Apfelsorte ist zum Backen ideal, kann aber auch als Tafel- oder Mostapfel Verwendung finden. 
Was macht aber nun der kulinarisch Beflissene, wenn er herausfinden will, ob an Vincents Ode auf die Gewürzluike tatsächlich etwas dran ist´ Wo soll er sich die Gewürzluiken für diesen Test besorgen´ Im Obst- und Gemüsehandel stößt er allenfalls auf Unverständnis bis Unkenntnis; auch auf dem Wochenmarkt wird der Apfelsucher höchstwahrscheinlich mit einem müden Lächeln beehrt. Denn im erwerbsmäßigen Spalierobstbau sind die stattlichen Hochstamm-Bäume der Gewürzluiken schon lange nicht mehr rentabel und daher ist die Sorte aus dem kommerziellen Angebot verschwunden.  
Geschmackliche Qualitäten haben dabei keine Rolle gespielt. Ein Glücksfall für die Karlsruher, dass das Liegenschaftsamt der Stadt Karlsruhe über knapp 40 ha Streuobstwiesen verfügt - in der Mehrzahl alte Apfelsorten, aber auch einige Birnbäume, Zwetschgen und anderes Obst. Rund um die Stadt, in Daxlanden, Knielingen und Hagsfeld wurden sie in den kargen Nachkriegsjahren angelegt und haben sogar den Generalobstbauplan der 50er Jahre überstanden, der für die „unrentablen“ Flächen Rodungsprämien vorsah.  
Heute können Pflege, Unterhalt und die Verjüngung der Streuobstwiesen zwar nicht durch die Vermarktung des Obstes gedeckt werden, jedoch erfüllen die Streuobstwiesen einen enorm wichtigen Beitrag bei der Erhaltung der ökologischen Vielfalt.  
Damit die Karlsruher Bürger in den Genuss der mitunter ausgefallenen Obstsorten kommen können, organisiert Herr Killius vom Liegenschaftsamt alljährlich im August eine öffentliche Obstversteigerung. Bei einer Begehung der Streuobstwiesen mit den städtischen Feldhütern kann der Apfelliebhaber seine ersehnten Gewürzluiken gleich baumweise zu moderatem Preis erstehen. Weiterhin unterhält das Liegenschaftsamt zahlreiche Patenschaften mit Kindergärten, Schulen oder Behinderteneinrichtungen.  
So können schon die Kleinen in der Natur beobachten, wie an dem blühenden Apfelbaum nach und nach die grünen sauren Äpfelchen heranwachsen bis sie schließlich reif und süß genug sind, um in einer gemeinsamen Aktion mit den Eltern geerntet und zum kindergarteneigenen Apfelsaft verarbeitet zu werden. Ein sinnvolle Einrichtung, die sich in letzter Zeit zunehmender Beliebtheit erfreut.  
Aus dem Obst, das nicht verkauft werden kann, lässt das Liegenschaftsamt seit 1995 den „Karlsruher Apfelsaft“ pressen, der das EU-Biosiegel tragen darf, da die Streuobstwiesen weder mit Mineraldünger noch mit chemischem Pflanzenschutz behandelt werden. Bei städtischen Empfängen wird der Apfel-Direktsaft ausgeschenkt und ist, solange der Vorrat reicht, im ausgewählten Getränkehandel erhältlich. 
 
Ein weiteres vorbildliches Engagement für die regionale Landschaftspflege leistet die Streuobstinitiative - ein Verein, der mehr als 200 Obstanbauer im Landkreis Karlsruhe in einen Vertrag und ein sogenanntes Aufpreismodel eingebunden hat und somit erreicht, dass um die 130 ha nach den strengen Kriterien der Streuobstinitiative bewirtschaftet werden.  
Wer auf Stickstoffdüngung und chemischen Pflanzschutz verzichtet, die Bäume ordentlich pflegt, bei Bedarf nachpflanzt und auch die Wiesen unter den Bäumen regelmäßig mäht, dem garantiert die Streuobstinitiative einen Abnahmepreis, der doppelt so hoch liegt wie für konventionell erzeugtes Mostobst.  
Im Gegenzug kann die Streuobstinitiative zwei hochwertige Direktsäfte herstellen lassen, die im lokalen Getränkehandel unter dem Namen Äpfele“ und „Birnle“ vermarktet werden und in naher Zukunft auch das Biosiegel tragen dürfen.  
Für den geringen Aufpreis, den diese Säfte im Laden kosten, erhalten die Konsumenten ein erstklassiges regionales Produkt mit deutlich besserem Geschmack als der sonst übliche Saft. Außerdem tun sie direkt etwas für den Erhalt der offenen Streuobstlandschaft, in der sich rund ums Jahr die Zeit so schön verbummeln lässt. Und auch der Apfelfreund kann sicher sein, dass die ein oder andere Gewürzluike zu einem „Äpfele“ vermostet wurde. Wir sehen keine Ausrede, warum Gastronomen, die gerne vollmundig die Regionalität ihrer Küche anpreisen, nicht das „Äpfele“ auf ihrer Getränkekarte haben.(tpbg) 
 
 
Verkaufsstellen von „Äpfele“ und „Birnle“ im Stadtgebiet beim CAP-Markt, Füllhorn, Getränke Ewald, Getränke Plaumann, Scheck-In-Center u. a. Weitere Verkaufsstellen auf den stets aktualisierten Internetseiten der Streuobstinitiative im Stadt- und Landkreis Karlsruhe e.V.; www.streuobstinitiative.de. Vertrieb auch über die Winzergenossenschaft Weingarten.  
Verkaufsstellen vom „Karlsruher Apfelsaftì“über den Vertrieb der Fruchtsaftkelterei Kohm im Biohandel (Laden 3, Füllhorn, Biolandhof Petrik) und in fast allen großen Supermärkten (Metro, Real, Famila, Scheck-In-Center, Tengelmann, Getränke Ball). 
Termine der Obstversteigerung fürs Jahr 2009 im Amtsblatt oder unter 0721-133 2380.