Archiv Ausgabe Dezember 2010 Verschiedenes Meldungen

Intendantin Steffi Lackner

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Behutsame Änderungen im Sandkorn-Theater

Nach einer städtischen Umfrage kennen mehr als neun von zehn Karlsruher das Sandkorn-Theater, und deutlich mehr als die Hälfte haben die private Bühne in der Karlsruher Weststadt schon einmal besucht. In der Region ist das immerhin noch jeder Dritte. Die Gastspiele eingerechnet, etwa auf dem Durlacher Saumarkt, hat das Sandkorn jährlich rund 42.000 Besucher, das Schauspiel des Badischen Staatstheaters erreicht im Kleinen Haus etwa das Anderthalbfache. Setzt man die öffentlichen Mittel in Relation, so erfüllt das die Theaterleiterin Steffi Lackner mit einem gewissen Stolz, obwohl sie sofort betont, dass Zahlen nicht alles sind. Viel wichtiger ist ihr, dass ihr Haus in der Öffentlichkeit Generationen übergreifend wahrgenommen wird.  
 
Tatsächlich sind rund die Hälfte der Sandkorn-Besucher und Besucherinnen Jugendliche und Kinder, die eine der speziell an ein junges Publikum gerichteten Produktionen oder einen Klassiker der Theatergeschichte besuchen. In deutlich vorgerücktem Alter hingegen ist das Publikum, wenn Kabarett-Altmeister wie Dieter Hildebrandt oder demnächst wieder einmal Lisa Fitz (29. und 30. Januar) im ehemaligen Fabrikgebäude vorbeischauen. Seit Lackner vor einem Jahr vom Theatergründer Siegfried Kreiner die künstlerische Leitung des Kleintheaters übernahm, setzte sie einen behutsamen Modernisierungsprozess in Gang, der gerade auch die unterschiedlichen Ausgeh-Gewohnheiten der Zielgruppen stärker in den Blick nimmt. So beginnen am Wochenende die Kleinkunstveranstaltungen im Studio erst um 21 Uhr. Junge Erwachsene und jung gebliebene Nachtschwärmer, die sich zum Beispiel am 3.12. für den aus den einschlägigen Fernseh-Comedy-Formaten bekannten Marek Fis und sein Programm „Ein Pole legal in Deutschland“ erwärmen, werden es der Intendantin danken, nicht so früh auf der Matte stehen zu müssen. Im Gegenzug soll gerade für ein reiferes Publikum das Angebot an Frühveranstaltungen mit Beginn um 18 Uhr ausgebaut werden.  
 
Auf den ersten Blick eher kosmetisch, aber für ein zeitgemäßes Theater unabdingbar, ist ein frischer Internetauftritt, den sich das Sandkorn im Dezember gönnt. Er dient ebenso der immer wichtiger gewordenen Vermittlung von Theater wie die langersehnte theaterpädagogische Stelle. Für drei Jahre sichern Landeszuschüsse die Mitarbeit von Katharina Müller, die in Straßburg lebend, für die Zukunft außerdem grenzüberschreitende Impulse einbringen soll. Bei rund 20.000 jugendlichen Besuchern, zahlreichen Jugendproduktionen, die teilweise auch durch Schulzimmer touren, dem erfolgreichen Jugendclub, der jährlichen Karlsruher Schultheaterwoche, die im kommenden April zum 25. Mal stattfindet, und aufwändigen integrativen Projekten war die Anstellung eines Theaterpädagogen überfällig. Während die Theatervermittlung und Themen wie die Integration etwa von Migranten der Theaterfrau Lackner unter den Nägeln brennen, erlaubt sie sich bei der Spielplangestaltung größere Experimente noch kaum. Schließlich dürfen mit den sieben bis neun Neuproduktionen, die sich das Haus jährlich leistet, die drei Säulen „Kinder- und Jugendtheater“, „Comedy & Kabarett“, „zeitgenössische und klassische Stücke“ nicht zu kurz kommen, zumal die Intendantin auch auf eine vernünftige Publikumsauslastung achten muss: „Wir haben Anfang 2009 die Krise deutlich zu spüren bekommen. Ich habe den Eindruck, dass die Leute sehr auf Sicherheit gehen. Ich glaube, das ist zur Zeit in ganz Deutschland so. Wenn sie etwas nicht kennen, muss es zumindest einen Titel haben, der einen vom Sockel haut“, vermutet Lackner. Der Titel „Raumzeit“ jedenfalls war zu vage, und das Thema Jugendknast im vergangenen Februar war auch nicht das, was die Theatergänger in Scharen lockte. Dennoch würde Steffi Lackner, die als Regisseurin davon träumt, einmal Dostojewskis „Schuld und Sühne“ auf die Bühne zu bringen, eine solche Produktion jederzeit wieder in den Spielplan nehmen: „Man darf nicht nur dem Mainstream entsprechen und Stücke machen, mit denen man auf der sicheren Seite steht.“ Auf der freilich steht die Regisseurin und Theaterleiterin aller Voraussicht nach, wenn am 7. Januar das Duo Rastetter und Wacker mit der neuen Kabarett-Show „Abgezockt! Im Kapital der Pleitegeier“ Premiere hat, zählen die beiden Karlsruher Comedy-Kabarettisten doch längst zu den Publikumslieblingen auf den Sandkorn-Brettern. jf 
 
> Sandkorn-Theater , Kaiserallee 11. Karlsruhe