Archiv Ausgabe Dezember 2011 Verschiedenes Meldungen

Obdachlose

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Menschlicher Umgang ist das Mindeste

Weihnachten ist vorbei. Und damit auch die Zeit der Benefizveranstaltungen und Charity-Aktionen für Bedürftige. Läuft man durch die Stadt, sieht man sie aber immer noch auf Luftschächten liegen, auf Bänken sitzen oder sich am Werderplatz unterhalten: Die Obdachlosen Karlsruhes. Der Herbst war mild, der Advent zuweilen auch. Die klirrende Kälte beginnt aber erst jetzt. Was passiert denn nun mit den Obdachlosen, nachdem sie nicht mehr im weihnachtlichen Fokus der Menschen stehen´ Glücklicherweise gibt es in Karlsruhe das ganze Jahr über ein Netz an Unterstützung und Unterbringungsmöglichkeiten. Ein Großteil der Wohnungslosen übernachtet ja nicht im Freien, sondern kommt in Notunterkünften, Wohnheimen oder speziell angemieteten einfachen Pensionen unter. In der großen Einrichtung der Diakonie in der Kriegsstraße oder auch im ältesten Wohnheim der Stadt in der Rüppurrer Straße. Hier wohnen übrigens auch viele der Obdachlosen, die man am Indianerbrunnen trifft.  
 
Für Frauen und Jugendliche ist der Verein SOZPÄDAL der größte Anbieter. Der Verein begann bereits vor 30 Jahren mit der Anmietung erster Zimmer. Heute bestehen stolze 280 Mietverhältnisse, viele davon durch die Volkswohnung vermittelt. Jugendliche, deren Anteil an den Wohnungslosen bundesweit steigt, bekommen bei SOZPÄDAL einen richtigen Mietvertrag und Unterstützung bei Alltäglichem wie dem Organisieren des Umzugs, eine Lampe in der Wohnung zu reparieren oder aufzuräumen. Ziel ist, dass sie wieder in die Mitte der Gesellschaft ankommen. Eine Besonderheit bei SOZPÄDAL ist der Tagestreff für Frauen. Denn in den Notunterkünften, die besonders im Winter stark frequentiert sind und wo vor allem Männer untergebracht sind, kann man weder duschen noch kochen. Daher sind die Frauen dankbar für ein Angebot, wo eben genau dies möglich ist. „Der Anteil der Altersarmut unter Frauen steigt im übrigen enorm, und viele Frauen reagieren auf ihre Obdachlosigkeit mit sogenannter Obdachlosen-Prostitution oder schlupfen bei Freunden und Bekannten unter“, so Lissi Hohnerlein von SOZPÄDAL. Die Frauen wollen nicht auffallen und sind im Straßenbild auch deutlich weniger erkennbar – im Gegensatz zum klassischen männlichen, verwahrlosten Obdachlosen. 
Manch Obdachloser möchte oder kann das Angebot der städtischen Einrichtungen allerdings gar nicht wahrnehmen. Fast alle von ihnen haben zwar eine bürgerliche Vergangenheit, waren also ganz normal integriert, sind dann jedoch aus verschiedensten Gründen abgerutscht und obdachlos geworden – das geht schneller als gedacht. 
 
„Die, die sich nicht helfen lassen wollen, haben meistens eine sehr tragische Vergangenheit hinter sich, sind psychisch krank, menschenscheu geworden, oder können einfach nicht mehr über den Tellerrand ihres Lebens auf der Straße hinausschauen", so Hohnerlein. Wie etwa die 70-Jährige, die wohl wegen einer Wochenbettdepression ihre sechs Kinder verließ und seither auf der Straße lebte. Das Geld, das sie dort erbettelte, hat sie immer Kindern auf der Straße geschenkt. Sie wollte keinesfalls Sozialhilfe beantragen, da diese dann von ihren eigenen Kindern finanziert werden müßte. Heute lebt sie dank SOZPÄDAL in einer Wohnung in der Nähe ihrer Tochter. 
 
Gefragt nach ihrem wichtigsten Ziel nennt Hohnerlein neben einer ausreichenden Finanzierung des Betreuungsangebots vor allem mehr Plätze und Bänke in der Stadt, wo man sich einfach aufhalten könne ohne etwas zu bezahlen. Und schließlich den (frommen´) Wunsch, wieder mehr zu einer Solidargemeinschaft zu kommen, mit einem respektvollen, menschlicheren Umgang miteinander.  
Es wäre schon viel gewonnen, wenn der ein oder andere künftig beim Anblick eines Obdachlosen daran denkt, dass die meisten von ihnen vom Leben nicht viel Gutes bekommen haben. Denn wer setzt sich schon freiwillig in der Kälte auf die Straße und bettelt um Geld, mit der Gefahr, drangsaliert zu werden und im Winter nachts zu erfrieren´ ie