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Das Fest

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Wandel und Wachstum

1985 erlebte Das Fest in der Günther Klotz Anlage seine bescheidene Erstauflage zum Internationalen Jahr der Jugend. Seither ist viel Wasser die Alb hinunter in den Rhein geflossen. Viele Millionen Besucher haben das zum Karlsruher Aushängeschild gewordene Sommerfestival erlebt und lange Jahre ohne jeden Eintritt ihren sommerlichen Kulturbedarf gedeckt. Mittlerweile so beliebt wie aus den Fugen geraten, erhielt die Großveranstaltung 2010 eine neue Struktur, um überhaupt weiterexistieren zu können. Klappe Auf unterhielt sich im Vorfeld des vom 19. bis 21. Juli stattfindenden Fests mit Sven Varsek, einem der beiden Projektleiter. 
 
Was war Ihre erste Aufgabe für das Fest? 
 
Varsek: Das war die Moderation der Theaterbühne, die ich viele Jahre lang machte. 
 
Welche Aufgaben haben Sie heute als Projektleiter für das Fest zu erledigen? 
 
Varsek: Heute habe ich im Grunde mit allen Aspekten des Fests zu tun: angefangen vom Kontakt mit den Künstlern über die Pflege der Sponsoring-Partner, das Marketing und die Öffentlichkeitsarbeit bis hin zur umfassenden Organisation des gesamten Geländes bin ich praktisch mit allem betraut, wobei ich mir mit meinem Projektleiterkollegen Markus Wiersch viele Aufgaben teile. 
 
Mehr als zwei Jahrzehnte galt Rolf Fluhrer als „Mr. Fest“. Haben Sie Ambitionen, in einigen Jahren selbst mit diesem Titel geehrt zu werden? 
 
Varsek: Nein, das kann man überhaupt nicht vergleichen. Rolf Fluhrer hat das Fest in einer Zeit aufgebaut, in der sich die gesamte Soziokultur in Karlsruhe erst entwickelte. Er war der Kopf, der das Fest zu etwas Großem werden ließ. Heute hat die Festorganisation eine komplett andere Struktur, bei der alles auf das Team ausgerichtet ist, und die Verantwortung auf viele Personen verteilt ist. 
 
Über welches Budget verfügt das Fest und hat das Erheben von Eintrittsgeld zu einer Steigerung der Gagen geführt? 
 
Varsek: Wir haben ein Umsatzvolumen von rund 1,5 Millionen Euro wobei sich die Einnahmen zu je einem Drittel durch Eintritte, Sponsorenmittel und die nach wie vor unersetzlichen Erlöse aus dem Essensverkauf und den Getränken zusammensetzen. Nur so können wir einen Eintrittspreis von fünf Euro seit vier Jahren halten. Mit großem Geschick haben die Booker bei den Agenturen erreicht, dass die Gagen nicht anwuchsen, ein allerdings nicht zu vernachlässigender Posten sind die GEMA-Gebühren, die kräftig gestiegen sind. 
 
Was hat sich aus Ihrer Sicht am Charakter des Fests in den vergangenen Jahren verändert? 
 
Varsek: Es hat sich ganz viel weiterentwickelt und professionalisiert, weil das Fest ja ständig im Wandel ist. Die Tatsache, dass sich die Besucher zunehmend Getränke mitbrachten bedingte zunächst den Zaun um das Gelände, der riesige Ansturm brachte später die Aufteilung in einen freien und einen Bezahlbereich, das Fest musste sich stets mit seinem Wachstum auseinandersetzen. 
 
Man kann ja mittlerweile sicherlich von mindestens zwei unterschiedlichen Besuchergruppen des Fests sprechen, denen, die sich Karten kaufen, und denen, die lediglich den kostenfreien Bereich des Fests besuchen. Inwieweit unterscheiden sich diese beiden Gruppen?  
 
Varsek: Das Fest vereint durch sein Programm und seine breiten Angebote viele Zielgruppen. Viele, die sich etwa wegen einer bestimmten Gruppe ein Ticket für die Hauptbühne kaufen, interessieren sich auch für eine andere Band, die auf der Feldbühne spielt, oder sie schauen sich etwas bei der Kleinkunst an. Auch altersmäßig kann man die Nutzer beider Bereiche schwerlich auseinander dividieren. 
 
Seit vielen Jahren gibt es neben dem Lob für das Fest auch die Kritik an der Kommerzialisierung. Können Sie diese nachvollziehen? 
 
Varsek: Ich verstehe, was in den Köpfen der Leute vorgeht, wenn sie die vielen Logos vor allem an der Hauptbühne sehen. Obwohl ich auch, wenn ich zu einem Festival gehe, für das ich über 100 Euro Eintritt bezahle, mit jeder Menge Werbung konfrontiert werde. Wir mussten die Zahl der Sponsorenpartner erhöhen, um die wirtschaftliche Basis des Fests zu verbessern und haben dadurch das Defizit innerhalb weniger Jahre von einem sechsstelligen auf einen niedrigen fünfstelligen Betrag reduzieren können, wobei unser Ziel eine schwarze Null bleiben muss.  
 
Entscheidend ist, dass wir gezielt Partner suchen, die den Geist des Fests mittragen und sich mit ihm identifizieren. Das hat zur Folge, dass diese sich vielfach mit interaktiven Angeboten integrieren und weniger als Eigenvermarkter auftreten. Ohne diese Partner wären die vielen Angebote und die niedrigen Eintrittspreise nicht zu halten. Wichtig ist jedoch, dass das Fest eine Veranstaltung für alle Generationen, insbesondere aber die Jugend und Familien bleibt. 
 
Im vergangenen Jahr wurde die Kulturoase eingeführt, auf der sich Karlsruher Vereine in Kurzauftritten präsentieren konnten. Warum wurde dieses Podium in diesem Jahr gleich wieder aufgegeben? 
 
Varsek: Weil leider sehr viele Besucher an der Kulturoase vorbei direkt zur Hauptbühne flaniert sind. Wir haben das Podium für die Vereine jetzt in reduzierter Form in die in diesem Jahr vergrößerte Kulturbühne integriert. Die Leinwand hinter dem Hügel bleibt aber, denn es gibt viele, die gerne die Konzerte der Hauptbühne in chilliger Atmosphäre hören und auf der Leinwand mit verfolgen möchten. 
 
Welche Rolle spielt das Vorfest? 
 
Varsek: Es hat eine große Bedeutung, vor allem für die bereits etwas älteren Festbesucher, die schon als Jugendliche das Fest besuchten und nun hier wiederfinden, was sie früher als „ihr“ Fest empfanden. Das Vorfest steht für regionale Künstler, die hier vor in der Regel mehr als 2000 Menschen auftreten, für Gemütlichkeit und die Vorfreude auf das Fest. Für manche ist mit dem Vorfest der Fest-Bedarf aber auch schon gedeckt. 
 
Auf welchen Act freuen Sie sich besonders? 
 
Varsek: Ein besonderes Highlight ist für mich wie in jedem Jahr die Kulturbühne. Da ich ein besonderes Faible für Theater im öffentlichen Raum habe, freue ich mich besonders auf die beiden Auftritte der Berliner Gruppe Grotest Maru. 
 
(das Interview führte Johannes Frisch, Foto vom Fest-Hügel: Peter_Brümmer_)