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Die Spiegelfechter

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„Jetzt fehlt nur noch die Sonne“

Früher wachten die Ökos mit ihren selbstgestrickten Pullovern im Publikum. Ostermarscherprobt und friedensbewegt ließen sie den Kabarettisten politisch unkorrekte Witz nicht durchgehen. Heute gelänge es kaum noch, ein Publikum ernsthaft zu provozieren, findet Ole Hoffmann, es zähle alleine die Pointe, sei ihr Niveau auch noch so tief. Seit 25 Jahren hält der gebürtige Bremer das Fähnlein der Tapferen hoch, denn schließlich gehöre in jede vernünftige Stadt ein vernünftiges Kabarett.  
 
Mit diesem Anspruch spotten seit einem Vierteljahrhundert die Spiegelfechter in Karlsruhe, die seit 2000 in der Orgelfabrik auch eine eigene Kampfstätte besitzen. Zum 25-Jährigen hat Ole Hoffmann (Foto Mitte) mit Ute Merz (Foto rechts) und Ingrid Peters (Foto links) zwei Kolleginnen um sich, die ihm bereits in den allerersten Spiegelfechter-Programmen zur Seite standen. Seit Ende der 80er Jahre war der 1969 geborene Kabarettist fast durchgängig die Konstante im Ensemble. Mehr als 40 Kolleginnen und Kollegen haben im vergangenen Vierteljahrhundert mitgefochten. Manche nur an ein, zwei Programmen, andere blieben bis zu zehn Jahren. Doch ein Ensemble „für’s Leben“, das ewig halte, diesen Traum hat Ole Hoffmann längst aufgegeben: „Nichts schlimmer, als eine Truppe, die seit 30 Jahren zusammen ist. Man hat sich nichts mehr zu sagen, findet sich gegenseitig furchtbar, ist untereinander zerstritten und spielt längst nur noch für die Gage.“ Überhaupt sind Kabarettensembles heute rar geworden, denn viele Kollegen ziehen schon der Kosten wegen als Solisten durchs Land. Dabei hat Hoffmann vor Leuten wie Volker Pispers größten Respekt, der sich bewusst gegen den gesellschaftlichen Trend stelle und dabei immer sozialistischer werde.  
 
Diesen Mut aufzubringen und auf Dauer den Mahner zu spielen, sei anstrengend, und dies auf sich zu nehmen, könne man eben auch nicht von jedem erwarten, findet Hoffmann. In seinen Augen hat der Kabarettist heute vielfach die Aufgabe von Journalisten übernommen: genau hinschauen, akribisch recherchieren und dem Publikum Wahrheiten servieren, die sonst unter den Tisch gekehrt werden. Durch Zufall, Fügung, Schicksal und die langjährige Liebe zum Kabarett fanden die Deutschlehrerin Ingrid Peters und die Schauspielerin und Theaterpädagogin Ute Merz nach Jahren wieder zu den Spiegelfechtern. Während sich die eine vor allem für den gewitzten Umgang mit Worten und Sprache begeistert, bietet für die andere nicht zuletzt die Möglichkeit, einmal wieder auf der Bühne singen zu können, den Reiz. „Dadurch, dass wir heute alle ein Leben neben dem Theater führen, Kinder haben und viel produktiver sein müssen, sind auch unsere Themen vielfältiger geworden,“ sagt Ute Merz. So mischen sich heute das Private und das Politische auf der Bühne, bietet das persönlich Erlebte den Hintergrund für den gesellschaftlichen Zusammenhang. „Jetzt fehlt nur noch die Sonne“ ist der Titel des neuen Programms, in dem Merz, Peters und Hoffmann ein verbales Feuerwerk versprechen.  
 
> 28. (Premiere) und 29. November 2014, jeweils 20.15 Uhr, Kabarett in der Orgelfabrik, Karlsruhe, Amtshausstraße 17-19

Kabarett in der Orgelfabrik

Amthausstraße 17-19
76227 Karlsruhe
0721 / 4762716 
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