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Wochen gegen Rassismus in Karlsruhe

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Als 2013 die Wochen gegen Rassismus erstmals vorbereitet wurden, waren die Veranstalter fast ein bisschen verschämt. „Im Vergleich zu anderen Städten haben wir hier sicherlich nicht einen wirklichen Brennpunkt. Da geht es eher um den banalen Alltagsrassismus“, meinte damals Christoph Rapp, der 2017 Jahr zum fünften Mal die Hauptarbeit des Koordinators auf seinen Buckel nimmt.  
 
Waren Antirassismus-Wochen vor wenigen Jahren noch als schiere Luxusveranstaltung angesehen worden, so hat sich das gesellschaftliche Klima in Deutschland und europaweit in den jüngsten Jahren stark verändert. Neu scheint vor allem das Phänomen des organisierten Hasses, das nicht nur in den sozialen Netzwerken und auf der Straße grassiert, und das mit Desinformation und automatisierter Lüge einhergeht. Auch die Situation der Muslime ist zunehmend unter Generalverdacht geraten, sei es des islamistischen Terrors wegen oder des immer unfreiheitlicher auftretenden türkischen Erdogan-Regimes. Deutsche Muslime müssen sich ständig erklären, dass sie weder terroristische Absichten hegen, noch die Demokratie abschaffen oder sich etwa ihres Geschlechts wegen zu Menschen zweiter Klasse degradieren lassen. Da ist eine Person wie die Hamburger Journalistin und Bloggerin, Muslima und Feministin Kübra Gümüsay, die in diesem Jahr am 10. März in Karlsruhe die Antirassismus-Wochen mit OB Mentrup eröffnet, Hoffnung und Symbolfigur einer jungen Generation, die darauf beharrt, dass es auch für sie in ihrem Geburtsland Deutschland ein normales Leben geben müsse. Gümüsays jüngste Aktion ist der Aufruf „Organisierte Liebe“, der dem immer lauter werdenden Hass im Netz Freiheit, friedliches Miteinander und Gerechtigkeit, als zu beschützende Werte entgegensetzt. 
 
Satte 160 Seiten und rund 100 Veranstaltungen umfasst das Programmbuch der Wochen gegen Rassismus, die die unterschiedlichsten Beiträge und Formate umfassen und sich gegen alle Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit und Diskriminierung wenden. „Für eine offene Gesellschaft - gegen Hass und Rassismus“ ist das Motto, das sich durch die Konzerte und Kundgebungen, Diskussionen, Vorträge und Theateraufführungen, Filme, Tanztheater, Workshops und Begegnungen vom Über-den-Tellerrand-Kochen bis zum Kicken für den Frieden zieht. Alle sollen letztlich dazu beitragen, dass in einer offenen, demokratischen und freiheitlichen Gesellschaft jede und jeder seinen Platz hat, ohne Ansehen von Geschlecht, Rasse, Sprache, Heimat und Herkunft, Glauben, Behinderung, sexueller Orientierung oder religiösen und politischen Anschauungen. 
 
Wie sich innerhalb kürzester Zeit sämtliche Mechanismen von Privilegierung und Diskriminierung einstellen, wenn Gruppen „nur" nach Augenfarbe getrennt werden, demonstriert Anti-Rassismus-Trainer Jürgen Schlicher am 14. im Tollhaus in Film und Vortrag mit dem erstaunlichen „Blue Eyed“-Experiment. Im Workshop „Bewusst Weiß-sein“ lässt sich am 11. beim Freundeskreis Asyl mit Lawrence Oduro-Sarpong erfahren, welche unbewusste Privilegien man hierzulande genießt, wenn man die unmarkierte Position des Weißhäutigen innehat. „Gespaltene Mitte - Feindselige Zustände“ heißt die aktuelle Mittestudie, der Friedrich-Ebert-Stiftung, die am 16. im Tollhaus von Co-Autor Andreas Hövermann vorgestellt wird. Aktuelle Zahlen und Analysen klären, wie weit rechtsextreme Orientierungen in die Mitte der Gesellschaft reichen und welche Einstellungsmuster bei Populisten zu finden sind. „Die neue Rechte und der alltägliche Rassismus“ ist denn auch am 11. im ibz Thema von Vortrag und Diskussion von und mit dem Publizist, Journalist und Buchautor Stephan Hebel. „Die braune Saat – Rassismus und Neonazismus in der DDR“ untersucht hingegen am 18. im Ständehaussaal der Historiker und Publizist Dr. Harry Waibel. Eine differenzierte Betrachtung des Islam in Deutschland verspricht am 13. im Ständehaussaal ein Vortrag des Islamwissenschaftlers und Juristen Mathias Rohe, an das sich ein Podiumsgespräch speziell über die Lage in Karlsruhe anschließt. An selber Stelle referiert am 20. die SWR-Journalistin und Mitglied der „Neuen Deutschen Medienmacher“ Carmen Colinas zu „Medien, Sprache und Rassismus“. Das abschließende Vielfaltfest am 26. zählte in den Vorjahren stets zu den Höhepunkten der Aktionswochen. In diesem Jahr findet es im Substage statt. (siehe auch Rubrik Ausstellungen) Das komplette Programm findet sich im Netz unter www.wochen-gegen-rassismus-karlsruhe.de.  
 
> 10. bis 26. März 2017, verschiedene Veranstaltungsorte