Archiv Ausgabe November 2017 Verschiedenes Meldungen

O-Phase und Veteranentreffen

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Wenn aufgekratzte, junge Menschen rudelweise in Kneipen oder Clubs einfallen, dann ist es wieder soweit: die Studienanfänger orientieren sich - meistens unter Aufsicht ihrer künftigen Tutoren - im Karlsruher Nachtleben. Das nennt man dann Orientierungsphase, die manche allerdings boshaft als betreutes Betrinken bezeichnen. Unispezifische Themen spielen dabei naturgemäß nur eine untergeordnete Rolle.  
Wenn rudelweise ältere Menschen in ein Lokal einfallen, den Altersdurchschitt dadurch locker verdoppeln, dann hat das andere Gründe. Sie kommen auch nicht zum Sterben her, wie es auf einem Elefantenfriedhof angeblich passiert, es ist sicherlich auch keine Werbeveranstaltung eines Bestattungsinstituts, sondern es kann schlicht ein Veteranentreffen von ehemaligen Stammgästen sein, deren aktive Zeit zwar schon lange zurückliegt, die aber doch maßgeblich die Lokalität in dieser Zeit geprägt haben. Auf so einem Treffen war auch unser Bürodespot. Er war danach in einer ganz eigenartigen Stimmung. Den Blick verklärt in die Ferne gerichtet, ganz ruhig, leise und fast andächtig erzählte er von einem Kneipenleben, das uns heute so fremd ist, wie es die Welt auf einem anderen Planeten. Am Beispiel vom Kap, dem Lokal in der Kapellenstraße, schilderte er den Wandel der Zeit: 
 
Den Tresen, vor dem die Gäste in Zweier- und Dreier-Reihen standen, konnte man meistens nur erahnen. Er lag in einer Rauchwolke, die, je später der Abend, umso dichter wurde. Die Raucher waren eindeutig in der Mehrheit, Nichtraucher wurden gönnerhaft geduldet. Man war - im Gegensatz zu heute - schließlich tolerant. Auch - einige heute bekannte - Künstler standen oft mit leicht glasigen Augen entweder vorne am Tresen oder hinten an der Bar und ließen sich von Gudrun oder Franz bedienen. Von einigen stammen auch die Kunstwerke, die heute noch an den hohen Wänden zu bewundern sind. 
 
Dann kam das Rauchverbot. Die Luft roch gesünder, einige der damaligen Gäste verdufteten und wichen auf Lokalitäten aus, in denen noch geraucht werden durfte. Christian, der vorher als Angestellter bei Gudrun und Franz bereits aktiv war, hatte inzwischen das Lokal übernommen. Eine neue Generation von Gästen, die vermehrt das kulinarisches Angebot nutzen, haben die Macht des Tresens gebrochen und sie an die Tische verteilt. Die legendären Partys an Hallooween, Silvester, Fasching und Maitanz gibt es weiterhin, ebenso den Tischfußball, die Bar, die Kunstwerke - und auch die neuen Gäste fühlen sich ebenfalls sichtbar wohl. Er, der ehemalige Kettenraucher, der inzwischen nicht mehr raucht, resümiert: "Es ist nicht besser oder schlechter geworden - nein, nur anders.... naja, und gesünder natürlich." Manche von uns glaubten, einen leisen Seufzer zu hören.