Archiv Ausgabe Juli 2018 Musik Festivals

Zeltival

Musikerlegenden, Afrika und starke Frauen > Das Sommerfestival vom Tollhaus ist für die einen ein Reigen hochklassiger Konzerte, bei dem man neue Musik entdecken oder schlichtweg feiern kann für die einen ist es Karlsruhes schönster Biergarten. Die einen freuen sich darauf, unter Bäumen im Liegestuhl einen Caipi zu trinken und nebenbei noch ein bisschen Musik zu genießen, andere wollen am liebsten immer direkt vor der Bühne stehen. Manche reisen von weit her an, andere kommen mehrmals die Woche. Den einen lockt der Flammkuchen, andere tanzen alle Jahre bis zur Erschöpfung bei Shantel und seinem Bucovina Club Orkestar - und ein paar finden immer alles zu laut. Mit seiner 24. Ausgabe ist das Zeltival längst eine feste Institution im Karlsruher Kultursommer, beliebt aufgrund seines betont qualitätvollen Programms, seiner familiären Atmosphäre und der Urlaubsoase mit Drachen, die die Mitarbeiter des Kulturzentrums Tollhaus ihrem Publikum in mehrwöchiger Vorarbeit bereitstellen.  
 
Es ist schwer, aus dem Programm einzelne Empfehlungen herauszugreifen, zu unterschiedlich sind die Geschmäcker, die das Zeltival anspricht, zu vielseitig ist das Programm, das freilich handverlesen für höchste Ansprüche bürgt. Dass das Zeltival Künstler verpflichten kann, die andernorts wie der Schauspieler und Gitarrist Little Steven (25. Juli) vor wesentlich größeren Auditorien spielen, ist dem Geschick des Zeltival-Teams und der besonderen Atmosphäre zu verdanken. Dass die Eintrittspreise im bundesweiten Vergleich trotz eingeschränkter Kapazität an der unteren Kante gehalten werden, ist indes Verdienst der günstigen Produktionsbedingungen des Zeltival, da die Infrastruktur anders als bei anderen Festivals durch das Tollhaus zur Verfügung steht und als weitaus größter Posten die Künstlergagen zu finanzieren sind. Festival-Sparpreispakete und die Zehn-Euro-Reihe Zeltival Top Ten schonen zusätzlich den Geldbeutel der Besucherinnen und Besucher. 
 
Dass einige Veranstaltungen wie die Konzerte von Jeff Beck, Melody Gardot oder Süden längst ausverkauft sind, mögen manche bedauern. Doch auch Bob und Rita Marleys ältester Sohn Ziggy Marley am 16. Juli, die Americana-Helden Calexico, die am 18. Juli das ZELTIVAL zum wiederholten Male beehren, sowie das Jazzquartett Hudson, bei dem am 9. Juli mit dem Schlagzeuger Jack DeJohnette, dem Gitarristen John Scofield und dem Organisten John Medeski hervorragende Vertreter dreier Musikergenerationen aufeinandertreffen, zählen zu den berühmten Namen, mit denen das Karlsruher Tollhaus in diesem Sommer auftrumpft. Der Israeli Avishai Cohen ist nicht nur einer der besten Kontrabassisten weltweit, sondern auch ein außergewöhnlicher Komponist und Sänger. Auf seinem neuen Album „1970“, das er mit seiner Band am 14. Juli zum Zeltival bringt, beweist Cohen erneut seine künstlerische Vielseitigkeit und geht seinen Weg als Sänger und Songwriter konsequent weiter. Wer ihn bereits live gesehen hat, der weiß: Avishai Cohens Konzerte sind pure Magie. 
 
Gleich mehrere herausragende Künstler und Formationen aus Afrika bringt das Zeltival in diesem Jahr. Weltberühmt wurden Ladysmith Black Mambazo durch ihre Zusammenarbeit mit Paul Simon, im vergangenen Jahr erhielt die neunköpfige A-cappella-Truppe ihren fünften Grammy, und jüngst sangen sie für die britische Queen zur 92. Geburtstagsfeier. Am 19. Juli kommen Ladysmith Black Mambazo erstmals nach Karlsruhe. Ebenfalls aus Südafrika stammt Alice Phoebe Lou, die seit einigen Jahren von Berlin aus als Singer/Songwriterin die Welt bereist. Am 13. Juli spielt die für ihre Freiheitsliebe, folkig-jazzige Musik und eine unter die Haut gehende Performance gerühmte Musikerin beim Zeltival. Am 28. Juli bringt die senegalesische Afro-Hip-Hop-Formation Daara J mit dem in seiner Wahlheimat Paris lebenden Faada Freddy einen der angesagtesten Sänger von Soul, Jazz und R&B der letzten Jahre. Mit den westafrikanischen Touareg-Wüstenrockern Imarhan geht am 5. August das Zeltival zu Ende. 
 
Mitreißende Musik aus Lateinamerika versprechen am 1. Juli La Dame Blanche, am 24. Juli Rosario Smowing und am 2. August Chico Trujillo. Während die acht Argentinier von Rosario Smowing mit ihrem Mix aus Swing, Ska, Jazz, Dixie und Rockabilly mit Mambo, Bolero und Tango bisher noch jeden Ballsaal zum Kochen gebracht haben, markierte Chico Trujillo 2016 einen schweißtreibenden Zeltival-Höhepunkt. Mit ihrer explosiven Mischung aus Hip-Hop, Cumbia, Dancehall und Reggae wirbelt die kubanische Sängerin, Flötistin und Percussionisten Yaite Ramos Rodriguez, aka La Dame Blanche, einen frischen Wind auf die Bühne. Mit viel Power und Energie beerbt die Tochter des großen Posaunisten und musikalischen Leiters des Buena Vista Social Club Orchesters, Jesus “Aguaje” Ramos, die Traditionen der lateinamerikanischen Musik, die sie höchst modern interpretiert.  
 
Wer einfach einmal nur das Zeltival-Gelände als Biergarten erleben will, hat dazu am 4. August Gelegenheit, denn da ist mit den Hamburgern von Deine Freunde nachmittags Familienprogramm angesagt, und ab 19 Uhr sind Gelände und Gastronomie bei freiem Eintritt zu genießen. 
 
> vom 29. Juni – 5. August 2018, Tollhaus, Alter Schlachthof 35,, Karlsruhe

Tollhaus

Alter Schlachthof 35
76131 Karlsruhe
0721 / 964050 
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