Archiv Ausgabe Juli 2019 Verschiedenes Special Tipps

Das Fest

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Booking ist kein Wunschkonzert

Auch wenn das Fest (19.-12.Juli 2019) in der Günther-Klotz-Anlage seit Jahren von der Karlsruher Marketing- und Event GmbH verantwortet wird, werden doch weite Teile weiterhin vom Stadtjugendausschuss organisiert. Seit 15 Jahren betreut Jochen Werner, der je zur Hälfte beim Jubez und beim Soundtruck Musikmobil beschäftigt ist, federführend das Programm auf der Feldbühne, die einst als Podium für jüngere Musikrichtungen ins Leben gerufen wurde, mittlerweile aber die Musikbühne des Fests im eintrittsfreien Bereich ist. Nicht wenige Bands, die hier überzeugen, schaffen es in der Folge auch auf die Hauptbühne. Klappe Auf unterhielt sich mit Jochen Werner. 
 
Wie würdest du die Feldbühne charakterisieren? 
 
Jochen Werner: Das ist eine Bühne, auf der man etwas ausprobieren kann, wo auch mal was ganz Seltsames stattfinden und wo sich vom Hardcore Metal bis zum Underground Rap alles mögliche abspielen kann. Und es ist eine Plattform für junge Bands aus Karlsruhe. 
 
Welches Publikum kommt zur Feldbühne? 
 
Werner: Das sind unterschiedliche Leute. So haben regelmäßige Programmpunkte wie der Karaoke-Slot oder Best of the Show ihr ganz eigenes Publikum. Ich schätze, dass etwa die Hälfte des Publikums vor der Bühne stehen bleibt, weil es etwas Interessantes hört, die andere Hälfte ganz gezielt zu bestimmten Künstlern kommt. Wir haben in diesem Jahr versucht das Programm etwas bunter durcheinanderzuwürfeln, um dem Publikum eine wildere Mischung vorzusetzen. 
 
Früher gab es ja den speziell den Freitag für Rap und Hip-Hop. Warum habt Ihr das aufgegeben und welche Rolle spielt diese Musikrichtung noch? 
 
Werner: Wenn ich mir das Programm auf der Hauptbühne anschaue, auf alle Fälle keine geringere als bisher. Aber es gibt in Karlsruhe mit dem Hook Up mittlerweile ein eigenes HipHop-Festival, und unsere Idee für die Feldbühne ist Rap und Hip-Hop in das andere Programm einfließen zu lassen. Früher hatten wir ja auch noch die DJs dazwischen, die haben ja mittlerweile eine eigene Bühne. 
 
Haben Battle- und Gangsterrap oder Hassrede einen Platz auf der Feldbühne? Welche inhaltlichen Auswahlkriterien stellt ihr da? Wo zieht ihr die Grenze? 
 
Werner: Das ist ein ganz schwieriges Thema. Die oberste Messlatte ist für mich das Grundgesetz, aber es ist immer eine Gratwanderung zu beurteilen, was Jugendkultur darf, und wen es bewegt und anspricht. Wir hatten vor einigen Jahren zum Beispiel Silla, mit dessen Texten ich jede Menge Probleme hatte. Aber die Emotionen im Publikum zu erleben, als der Berliner seinen Weg weg von der Alkoholsucht thematisierte, hat bestätigt, dass diese Buchung richtig war, weil da einfach die richtige Message transportiert wurde. Ganz dirty oder expliziert frauenfeindliche Texte würden wir aber nicht machen. Dagegen sind wir immer bemüht, auch Female Rap auf die Bühne zu bringen, selbst wenn die Künstlerinnen noch nicht so bekannt sind wie ihre männlichen Kollegen. 
 
Nach welchen Gesichtspunkten buchst du das Programm? 
 
Werner: Zum einen geht es um viele Bands, die wir durch den Cluballtag, insbesondere das new.bands-Festival kennen. Bestimmte Slots werden inhaltlich besetzt. So finden sich am Samstagabend Bands, sei es Reggae, Funk oder Weltmusik, die eine gute Party versprechen. 
 
Inwieweit kannst Du Deinen persönlichen Geschmack einfließen lassen? Informierst Du Dich besonders über geeignete Gruppen? 
 
Werner: Ich besuche unter dem Jahr eine Reihe von Festivals wie das Eurosonic in Groningen, um auch neue Bands für die Feldbühne zu entdecken. Bei der Auswahl gilt „Publikum first“. Bei der Feinabstimmung, etwa der Wahl zwischen zwei geeigneten Bands kommt dann auch der persönliche Geschmack ins Spiel. Aber Booking ist eben nicht immer ein Wunschkonzert, manche Dinge klappen einfach nicht, wir entscheiden im Team und manche Wünsche sind angesichts des begrenzten Budgets schnell vom Tisch. Bei den lokalen Gagen zu sparen, um einen größeren Namen ans Land zu ziehen, das machen nicht. Aber mit dieser Dynamik sind wir bisher auch ganz gut zurechtgekommen. 
 
Erinnerst Du Dich an besondere Momente im Positiven wie im Negativen? 
 
Werner: Ja, es gibt eine ganze Reihe toller Erlebnisse, etwa dem Auftritt von Mono, der mir erstmals zeigte, wie großartig Postrock auch in der Weite eines Open Airs funktionieren kann. Wir hatten öfters das Glück, Bands genau in dem Moment zu buchen, als sie richtig durchstarteten. Das war dann nicht selten der Moment, an dem sich die Künstler erstmals als Stars fühlten und nicht selten ziemlich bescheuert aufführten. Künstler, die schon lange im Geschäft sind und genau wissen, was sie tun, sind meiner Erfahrung nach die entspanntesten.