Archiv Ausgabe Juli 2021 Musik Festivals

Toujours Kultur

Drei Monate weitgehend Open Air 
 
Auch wenn man im vergangenen September noch hoffte, dass im Sommer 2021 das Kulturleben wieder unter Normalbetrieb stattfinden könne, hatte der Karlsruher Kulturring nach seinem aus der puren Not geborenen Sommeropenair damals schon beschlossen, Toujours Kultur auch 2021 aufleben zu lassen. So begeistert waren Publikum, Künstlerinnen und Kulturmacher damals von der Atmosphäre, dem DIY-Charme und der Wiederbegegnung mit der Livekultur. Dies war weise vorausgedacht, denn dem Sommer 2021 ging ein noch viel längerer Lockdown voraus als in der Vorsaison. So zeigte sich die Kulturamtsleiterin Susanne Asche bei der Programmvorstellung geradezu hingerissen von der "Unverzagtheit und Beherztheit", mit der die freien Kulturträger die "kulturlose Zeit" für beendet erklärten. Länger, vielfältiger und umfassender ist das bis weit in den September reichende Programm zu dem diesmal sämtliche 16 Mitgliedseinrichtungen ihre Beiträge liefern und zudem mit einer Fülle weiterer Künstlergruppen und Organisationen kooperieren. 
 
 
Für die allermeisten der Kulturringmitglieder sind Veranstaltungen im eigentlichen Vereinsdomizil momentan noch undenkbar. So konzentriert sich für sie in diesem Sommer alles auf Toujours Kultur, das 2021 neben dem Platz vor dem Substage auf dem Alten Schlachthof ab dem 9. Juli am Alten Stadion auf dem Campus Süd des KIT eine zweite Spielstätte hat und mit der Fleischmarkthalle zudem über einen Platz für Ausstellungen und außergewöhnliche Formate verfügt. 
 
 
Für das unter dem Titel Kino Campus Expanded laufende Programm auf dem KIT-Campus federführend sind der Arbeitskreis Kultur und Kommunikation (AKK) und die Kinemathek. Neben einem umfangreichen Filmprogramm (siehe gesonderten Artikel) gibt es hier auch ein buntes Angebot mit Theater, DJs, Lesung, Medienkunst, Performance, Workshop und Konzerten. Punk-Kabarett gibt es zum Beispiel am 15. Juli mit Heiter bis Wolkig aus Köln, Acoustic-Russian-Beats versprechen am 17. Juli NeuRuTics aus Tübingen, Pforzheim und St. Petersburg. Zu den Konzerthighlights am Alten Stadion zählen sicherlich am 27. Juli Pauls Jets, die mit ihrem zweiten Album „Highlights zum Einschlafen“ im Gepäck als eine der aufregendsten jüngeren Bands aus Österreich gelten. 
 
 
Mit über 45 Live-Konzerten bildet Musik auf dem Alten Schlachthof auch in diesem Jahr einen zentralen Programmpunkt des Festivals. Dabei gibt es ein buntes Angebot, das die musikalische Vielfalt der beteiligten Institutionen widerspiegelt. Von Motown über Latin zu Ska Punk über Indierock, HipHop zu Elektro Beats, von Jazz über Soul, von Chanson und Folk zu Garagenrock ist für Jede und Jeden etwas dabei – inklusive Kinderkonzerte. Das Kulturhaus Mikado präsentiert zum Beispiel mit dem Berliner Trio Tolyqyn (Foto) am 13.08. eine spannende Mixtur aus Rock, Jazz und afro-kubanischen Rhythmen. Zahlreiche weitere Konzerttermine finden sich auch in den Klappe-Auf-Tagestipps. 
 
 
Die neu hinzugekommene Fleischmarkthalle bietet nicht nur Raum für Ausstellungen sondern auch für außergewöhnlliche, experimentierfreudige Veranstaltungsformate. So präsentiert die Anstoß am 9.Juli die zwölfte Auflage ihrer Listening-Lounge-Reihe ßcape the gravity. Tanz, physisches und visuelles Theater mit Elementen des Clownesken verbinden der deutsche Felix Baumann und sein amerikanisch-Schweizer Kollege Sean Henderson am 17.7. in ihrem wunderbaren Stück "How things go". Am 23. Und 24. Juli ist die Fleischmarkthalle Schauplatz der jungen Veranstaltungsreihe Off Track des Kulturzentrums Tempel, für die fünf Künstlerinnen in einem mehrtägigen Probenprozess ein interaktives Gesamtwerk speziell für diesen Ort entwickeln.  
 
Unter dem Titel „Alarm Ein 100“ zeigen vom 8. bis 11. Juli 19 Künstler mit Verve einen fulminanten Mix der verschiedensten künstlerischen Medien. Die von Tinka Stock Eingeladenen waren oder sind Studierende der Kunstakademie Karlsruhe oder Gäste aus Düsseldorf, Köln, Freiburg und Berlin. Im weiteren Verlauf sind Ausstellungen der Gruppe Circus 3000, eine Doppelschau von Tine Schumann und Sigur Wendland sowie eine Präsentation des Nordbecken-Kollektivs vorgesehen. 
 
 
Theatralisches steuern der NUN Kulturraum mit seinem Hauskabarett Die Wahrhaft Schwachen sowie verschiedene Unitheatergruppen bei. Mehrfach ist auch das deutsch-türkische Tiyatro Dialog zu Gast und am 15. August präsentiert der Werkraum unter dem Titel "Ihr habt das Wort" Szenen von alltäglicher Unterdrückung, die mit den Mitteln der Methode "Theater der Unterdrückten" von Augusto Boal im Workshop mit Jugendlichen erarbeitet wurden. Theater zum Mitmachen ist am 18. Juli "Bla Bla Babel", in dem der französische Erzähler Julien Tauber gemeinsam mit dem Publikum der Frage nach geht, warum die Menschheit nicht eine einzige Sprache spricht. Drei Monate Toujours Kultur bedeuten auch drei Ausgaben des KOHI Poetry-Slams sowie eine ganze Reihe von Lesungen, die unter anderem vom Kohi, vom P8 und der Literarischen Gesellschaft organisiert werden.