Archiv Ausgabe Februar 2022 Musik Querbeet

Sandie Wollaschs neue CD

If it only get better 
 
Jüngst bezeichnete man sie als Perle, mit der sich die Stadt schmücken könne, oder schlicht als Karlsruhes beste Stimme. Zumindest ist Sandie Wollasch eine sehr umtriebige Musikerin, die viel Aufmerksamkeit für ihre unterschiedlichen Projekte und Initiativen erhält, die sie meist mit Freundinnen und Freunden auf den Weg bringt.  
 
Seien es ihre Abende als Gastgeberin in der Hemingway Lounge, bei denen sie hochkarätige Kollegen begrüßt, sei es das Corona-Überlebens-Projekt Musik aus der Ladenecke“ oder auch die mit dem Deutschen Kinderliederpreis ausgezeichnete Band Mami und die Papperlapapis. Außerdem ist die Weststädterin bei vielen KollegInnen von der SWR-Bigband über Hellmut Hattler bis zu Soulcafé immer wieder gern gesehener Gast.  
 
Vielleicht nicht zuletzt wegen dieser Fülle ließ sich die Sängerin mit der markant-hellen Stimme bisher auffallend viel Zeit, mit eigenen Veröffentlichungen herauszukommen. In diesen Wochen freilich gibt es gleich zwei neue Alben: Zum einen das vor einigen Wochen erschienene Duoalbum "A Simple Life" mit dem langjährigen Bühnenpartner Matthias Hautsch, und nun im Februar das lange angekündigte neue Soloalbum "better."  
 
Die erzwungenen Pausenmonate der vergangenen zwei Jahre boten Wollasch Ruhe und Muße, neue Songs zu schreiben. "Better" besticht durch Reife und Geschlossenheit und stellt die Karlsruherin vor allem als starke Songwriterin in den Fokus. Es mutet vielleicht ein wenig seltsam an, wenn auf einem CD-Cover prangt: "excellently accompanied by Klaus Wagenleiter Trio". Doch was hätte man da anders schreiben können, da die Exzellenz der Rhythmusgruppe der SWR-Big-Band doch über jeden Zweifel erhaben ist. Was das Trio auf dem neuen Album der Karlsruher Sängerin leistet, ist eine Bank auf der es sich Wollaschs wendige Stimme getrost bequem machen kann. Wagenleiters wunderbare Voicings am Klavier, Decebal Badilas ebenso melodieführendes wie fundamentales E-Bassspiel und Guido Jöris überaus songdienliche Arbeit am Schlagzeug bilden einen jazzig-anspruchsvoll-poppigen Rahmen, innerhalb dessen Wollaschs Stimme zum Strahlen kommt.  
 
Das ganz große Pfund dieses Albums aber sind die sowohl eingängigen wie anspruchsvollen Songs, in der die stets positiv und zugewandt wirkende Künstlerin nachdenkliche Töne anschlägt und Schattenseiten preisgibt. Gleich im titelgebenden Opener lässt sie erkennen, das die Pandemie nicht ohne Momente des starken Zweifels an ihr vorüberging und auch die folgenden Titel erzählen von schmerzvollen Momenten und Krisen. Doch je weiter das Album voranschreitet, erweist sich die Protagonistin als die bedingungslos Liebende und unaufhaltsam Leidenschaftliche, die augenzwinkernd auch gerne so lange auf Erfüllung wartet, bis ihr die Blumen zwischen den Knochen wachsen. Ist es Jazz, ist es Pop, ist es Soul, ist es Blues? Es ist alles und noch viel mehr, nämlich 100 Prozent Sandie, denn mehr braucht es nicht, wie es denn auch am Ende des Albums heißt, das von wiedergewonnenen Stärken kundtut.  
 
> CD-Release-Konzert 4. März 2022 um 20 Uhr, Kulturhalle Remchingen, Hauptstraße 115