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Regisseur Uwe Boll über „First Shift“

Deutschlandpremiere bei den Independent Days

Uwe Boll ist ein Phänomen: Obwohl er schon mit Stars wie Ben Kingsley und Jason Statham gedreht hat, wird er vom Feuilleton meist ignoriert und wenn nicht, dann verrissen und als schlechtester Regisseur der Welt beschimpft. Was er nicht ist. Uwe Boll dreht Genre-Filme. Harte, oft blutige Genre-Filme, keine tiefgründig-philosophischen Meisterwerke. Selbst unter Filmfans war es eine Zeitlang ein Trend gegen ihn zu pöbeln. Aber der Mainzer Independent Regisseur schimpft zurück und dreht ungerührt weiter. Und genießt vielleicht gerade wegen dieser Aura des Krawalls und Chaos, die ihn umgibt, inzwischen Kult-Status.  
 
Am Mittwoch, den 10. April kommt Uwe Boll nach Karlsruhe, um seinen neuen Film „First Shift“ im Rahmen der Independent Days vorzustellen und nach der Vorführung mit dem Publikum darüber zu sprechen.  
 
„First Shift“ ist ein harter Cop-Thriller, der in New York spielt und hochkarätig besetzt ist mit zahlreichen aus Film und Fernsehserien bekannten Schauspielern. Zum Cast gehören u.a. Garry Pastore („Goodfellas“, „Carlit´s Way“, „Blue Bloods“), Brandi Bravo („Rogue“) und James McMenamin („Orange Is The New Black“), im Mittelpunkt des Geschehens stehen der Police Officer Deo, gespielt von dem aus „Shades Of Blue“ bekannten Gino Anthony Pesi und seine neue Partnerin Angela, gespielt von Kristen Renton („Sons Of Anarchy“), gedreht wurde im März 2023 vor Ort in New York.  
 
„Ich habe New York als Drehort gewählt, weil mir dort auf kleinem Raum viele gute Schauspieler zur Verfügung stehen“, erklärt Uwe Boll diese Wahl. „Hätte ich in Kanada gedreht, wären ein Schauspieler wie Garry Barone sehr viel teurer gewesen. Aber so hat er mich gerade so viel gekostet, wie hierzulande für einen Schauspieler im "Tatort" gezahlt wird. Es ist angenehm in New York zu filmen. Niemand schert sich drum. Nix wird abgesperrt. Die Leute verhalten sich völlig normal, schließlich wird immer irgendwo gefilmt. New York ist eine tolle Stadt, aber dort leben wollte ich nicht.“ Neben Barone hätte er noch weitere aus Mafia- oder Polizeifilmen bekannte Schauspieler eingesetzt, das hätte gepasst, „First Shift“ sei schließlich ein typischer Copfilm über zwei Kollegen, die den ersten Arbeitstag zusammen verbringen, sich erst noch zusammenraufen müssen und sich im Laufe des Tages annähern, fügt er hinzu. 
 
„First Shift“ erzählt die Geschichte der beiden gegensätzlichen Cops Deo (Gino Anthony Pesi) und seiner neuen Kollegin Angela (Kristen Renton) und ihrem ersten gemeinsamen Tag, der sie - einem Road Movie gleich - quer durch New York führt, wo sie es mit Mafia-Morden und wild gewordenen Junkies zu tun bekommen, aber auch zu Herzen gehende Entscheidungen treffen und persönliche Probleme bewältigen müssen. Das zu drehen sein schwierig gewesen, sagt Uwe Boll. „Bei dem dichten Verkehr war es schwierig zusammen zu bleiben. Es konnte sein, dass drei unserer Autos über eine Kreuzung fahren konnten und das vierte dann wegen einer roten Ampel stehenbleiben musste. Logistische Probleme eben.“ 
 
Weniger brutal als von Boll gewohnt und mit humorvollen Passagen, mit stereotypen Protagonisten, kombiniert der Film verschiedene Geschichten und zeigt einige Handlungsstränge, die nicht vollständig zuende geführt werden und bei denen sich eine Fortsetzung geradezu anbietet und erweckt so den Anschein einer Pilotfolge einer Serie à la „The Rookie“. Das sei zwar eine gute Idee, aber nicht geplant, so Boll. „Eine Serie würde deutlich teurer werden. Wir könnten dann nicht mehr unterm Radar bleiben und filmen, sondern müssten absperren. Aber es wird einen zweiten Teil geben.“  
 
Geschnitten hat den Film Ethan Maniquis, der schon „Sin City“ für Robert Rodriguez geschnitten hat, kennengelernt haben sich die beiden beim American Film Market in Los Angeles. „Er sagte mir, dass er meinen Film "Postal" liebe und ihn rauf und runter geschaut habe. Und er bot mir an, für mich zu schneiden, wenn ich wieder mal drehe. Das hat er dann auch gemacht, als ich ihn deswegen angerufen habe. Für sehr wenig Geld. Das war eine positive Erfahrung. Den Rest der Postproduktion haben wir in Los Angeles gemacht.“ 
 
„First Shift“ wird voraussichtlich Ende Juni in die deutschen Kinos kommen. „Eine Woche nach dem Kinostart in Amerika“, so Uwe Boll. Näheres zum Film und seiner geplanten Fortsetzung ist sicher beim Publikumsgespräch in der Schauburg zu erfahren, denn Uwe Boll redet gerne und sehr unterhaltsam über seine Filme, die Filmindustrie und die Schauspieler, mit denen er dreht und gedreht hat. „Mein Werk wird inzwischen auch dezidierter gesehen“, sagt er. „Ich bekomme mittlerweile auch gute Kritiken zum Beispiel in der "Welt". Die Vorverurteilungen, die es früher gab, ohne dass sich die Leute meine Filme angeschaut haben oder die Kritiker äußerten, noch bevor ich überhaupt gedreht habe, sind weniger geworden. Schaut euch doch mal "Darfur" an. Mein Werk ist vielfältig.“

Schauburg

>>Marienstr. 16
76137 Karlsruhe
 
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