Archiv Ausgabe November 2008 Verschiedenes Meldungen

Galerist Michael Oess

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Mut zu junger Kunst

„Der Zirkel hat es in sich“, sagt Galerist Michael Oess. Ende des Monats bezieht seine „Neue Kunst Gallery“ hier ihre neuen 120-Quadratmeter-Ausstellungsräume. Inmitten der City, benachbart von zahlreichen Kunstinstitutionen, erwartet er dann auch Flanierpublikum, denn in die Gablonzer Straße kommt seit 2006 ganz gezielt, wer sich für das Spektrum seiner Galerie interessiert.  
Das reicht von Fluxus-Künstlern der 1970er Jahre bis zur New Generation of Pop, wie Oess jene Künstler bezeichnet, die angelehnt an die Pop Art eigenständige Wege eingeschlagen haben. Form und Farbe, die oft strahlend und leuchtstark auftritt, auch Figuratives und Florales bestimmen das Programm. „Mich spricht Positives an, Kunst ist etwas sehr Bedeutendes, Spannendes, das tiefe Befriedigung gibt“, sagt Oess über die „schöpferische Kraft, mit der ein Künstler sein Seelenleben im Bildwerk outet“.  
 
Titz, M.S. Bastian, Thomas Baumgärtel und Moritz Götze gehörten zu den ersten von ihm vertretenen Künstlern. „Sie wurden innerhalb kürzester Zeit europaweit erfolgreich“, so Oess, der sich als Galerist zunächst daran orientierte, was er selbst sammelte. 1998 eröffnete er die „Neue Kunst Gallery“ in Konstanz, parallel dazu entstand 2001 eine Dependance in Athen, und seither präsentiert Oess junge deutsche Kunst in Griechenland und macht umgekehrt zeitgenössische griechische Künstler in Deutschland bekannt. Im hellen Loft einer ehemaligen Spielwarenfabrik in Karlsruhe-Mühlburg, die Oess vor zwei Jahren bezog, soll auch nach dem Umzug der Galerie Kunst gezeigt werden: in temporären, kuratierten Ausstellungen, die dem Nachwuchs „auf hohem Level“ ein Forum bieten.  
 
Oess selbst hatte sich erfolgreich an der Akademie beworben, stellte jedoch die Ausbildung zum Restaurator voran und blieb diesem Beruf treu, kümmerte sich um mittelalterliche Wandmalereien auf der Reichenau, um Barockkirchen sowie um deutsch-baltisches Kulturgut in Estland. Die Karlsruher Kunstszene habe sich in den vergangenen Jahrzehnten sehr entwickelt, stellt der gebürtige Heidelberger fest, der nicht zuletzt als Kurator und Kunstberater von Unternehmen erfolgreich ist. Als Galerist sieht er eine wichtige Aufgabe darin, junge Künstler voranzubringen. Er ist der Meinung, dass ‚Kunstförderung‘ auch seitens Politik und Wirtschaft nicht ausschließlich darin bestehen sollte, durchgesetzte Kunstpositionen zu erwerben.  
Hier wünscht Oess sich mehr Mut, großzügig junge Kunst noch wenig bekannter Künstler zu erwerben, und damit zugleich ein verstärktes Vertrauen in Galeristen, die diese Kunst vertreten, „denn das ist echtes Mäzenatentum, und nur so steigert man auch den Marktwert eines jungen Künstlers, durch Ankäufe von Sammlungen und Museen“. Noch bis zum 21. November zeigt er in der Gablonzer Straße 2-4 (Di-Fr 16-19 Uhr, Sa 11-14 Uhr) eine in Umfang wie Qualität reichhaltige Ausstellung mit Arbeiten von mehr als 30 Künstlern von Cindy Sherman und Candida Höfer bis zu Jörg Immendorf und Günter Uecker.  
 
Am 30., 11.30 Uhr, startet die „Neue Kunst Gallery“ im neuen Domizil (Zirkel 32, Di-Sa 12-19 Uhr) mit aktuellen Werken des für seine Tütenkunst und detailreichen Bilder bekannten Thitz, der bei KRH Sonderborg studiert hat und in internationalen Sammlungen vertreten ist. afr